Gaus – mitunter auch ND-Autor, von vielen seiner Zuschauer und Leser, gerade im Osten, hochverehrt – ist einer, der stehen geblieben ist. Im besten Sinne. Erstaunt hat er beobachten müssen, wie sich das Land jedoch bewegte. Nach rechts. So dass er eines Tages links stand, vielleicht mehr, als er je im Sinn hatte. Er ist immer der tapfere, lautere Gespaltene geblieben. Den kleinen Bürger nahm er in Schutz, ohne dem Kleinbürgerlichen nah sein zu wollen; die Bedürfnisse der Mehrheit verteidigte er gegen den Hochmut Intellektueller, ohne aber politische Furcht vor Mehrheiten verbergen zu können. Anpassung hielt er fürs Menschenrecht der Schwachen, nahm sich selber freilich von diesem Recht aus – und fragte doch gleichzeitig, ob er, der viel Glück gehabt habe im Leben, je wirkliche Stärke durchgehalten hätte, wie etwa die Kommunisten unter Hitler.[mehr hier]
Die Grunderkenntnis dieses Lebens: Der Mensch wird aus Schaden nicht klug. Diese Fünfundvierziger-Hoffnung: zerstoben. Immer noch wird überall mit Eisen Geschichte gemacht. Aus der SPD ist Gaus 2001 still ausgetreten, wegen deutscher Solidarität für Washingtons Afghanistan-Einsatz.
Was ihm blieb (und was bleibt), sind seine klugen, gewissensforschlichen, in unzeitgemäße Ruhe getauchten Interviews. Porträts, die mit Ludwig Erhard im ZDF begannen (als Gaus selber noch keinen Fernseher besaß) und im RBB endeten. »Ein Interview mit Marlene Dietrich scheiterte an meiner Arroganz, ihr die Fragen nicht vorlegen zu wollen.« Über 250 Sendungen. Es sind Unvergesslichkeiten. Auch bei offensichtlichen politischen Gegnerschaften: gutherzige Menschenzuwendungen.
»Denn der Mensch ist die einzige Münze, mit der auf dieser Welt gehandelt wird.« Das kann als sehr bitterer Satz am Ende aller Erfahrungen gelesen werden. Denn wie viel Währungsverfall, wie viele Kursstürze, wie viele Fälschungen. Aber es ist ein Satz appellarisch gestimmter Hoffnung. Fast Schiller. Ein Gedanke aus dem Abituraufsatz des 19-jährigen Gaus. Dies blieb, trotz allem, sein Plädoyer für den Menschen; und Menschen brachten ihn davon nicht ab. – In der Nacht zum Sonnabend starb Günter Gaus 74-jährig in Hamburg an Krebs. Er schrieb zuletzt an Erinnerungen. Ein romanhafter Bericht?
Die ,Gruppe Ralf Forster‘ war aber kein Projekt der Stasi, sondern war direkt bei der SED-Führung angesiedelt, das Ministerium für Staatssicherheit hat aber die konspirative Infrastruktur gesichert, sagte gestern Behördenchefin Marianne Birthler. Selbst im SED-Politbüro, dem höchsten Machtgremium, hätten nur wenige von dem militärischen Arm der DKP gewusst.[mehr hier]
Doch bevor der Delphinjäger wieder ins Dorf kam, geschahen so schreckliche und aufregende Dinge, daß Petro darüber sogar eine Zeitlang das Meer vergaß.Erwin Bekier: Delphinjäger
Es begann schon im Juni, während der ersten Ernte. Der Gendarm Nikolow, der immer freundlich zu allen Menschen im Dorf gewesen war, rannte eines Tages wie ein Wahnsinniger durch die Dorfstraßen und schrie: «Euer Stambuliski ist tot! Auf der Flucht erschossen! Euer Stambuliski ist tot!» Er fuchtelte mit seinem Gewehr herum und schlug mit dem Kolben gegen die Türen der Häuser.
Nur ein paar Großväter und alte Frauen, die nicht mehr zur Arbeit konnten, steckten neugierig und erschreckt die Köpfe aus den Fenstern und durch die Spalten halbgeöffneter Türen. Der Ministerpräsident ermordet? Das konnte nur etwas Schlechtes bedeuten.
Die alten Leute hatten in ihrem langen Leben viel Schlechtes erfahren. Gerechtigkeit war ihnen von der Obrigkeit nie widerfahren. Nur in den vier Jahren nach dem ersten Weltkrieg, seitdem Stabuliski regierte, waren Gesetze erlassen worden, die ihr Leben erleichterten. Jetzt war dieser Mann tot - ermordet, wie der Gendarm Nikolow allen zuschrie, die es hören konnten.
Der Lehrer Kolarow brach den Unterricht kurzerhand ab. Mit blaß gewordenem Gesicht rannte er, an seinen Schülern vorbei, aus dem Unterrichtszimmer. Die Kinder hörten, wie Kolarow und Nikolow im Schulflur aufeinander einschrien. Sie drängten nach und sahen, daß Nikolow das Bild des Ministerpräsidenten von der Wand gerissen hatte und mit den Stiefeln darauf herumtrat. Kolarow riß auch das Bild des Zaren Boris herunter. Er warf es Nikolow unter die Füße. Es war zertreten, bevor es der Gendarm bemerkte. Da aber riß Nikolow sein Gewehr von der Schulter. Er legte auf Kolarow an und schrie: «Du Roter!» Dabei war der Lehrer Kolarow so brünett, wie es nur ein Bulgare sein kann.
Wer weiß, was alles passiert wäre, hätte Petko nicht dem großen, starken Stojan Jarmow, der dem Gendarmen am nächsten stand, einen kräftigen Schubs gegeben. Jarmow stolperte. Im Fallen riß er den Gendarmen mit zu Boden. Es gab ein wildes Durcheinander. Niemand achtete auf den Lehrer, der war verschwunden.
Nikolow drohte: «Er soll nur wiederkommen!»
In Ost-Berlin vertrat Gaus die von Willy Brandt und Egon Bahr initiierte Entspannungspolitik. Gaus war sich der Mühen und der Ausdauer bewusst, die seine Arbeit in Ost-Berlin erforderte. "Wer das Verhältnis zwischen den beiden deutschen Staaten verbessern will, der braucht einen langen Atem", sagte er einmal. Nach 1981 war Gaus ein paar Monate Wissenschaftssenator in Berlin.[mehr hier]
Das Haus der Ständigen Vertretung in der Hannoverschen Straße wurde damals zu einem Ort deutsch-deutscher Begegnungen und ein Symbol für die Hoffnungen vieler DDR-Bürger. Kaum jemand habe die DDR so gut gekannt wie der ehemalige Chefunterhändler, schrieben ihm Weggefährten zu seinem 70. Geburtstag ins Stammbuch. Und kaum jemand habe sie so sehr vermisst. Nach dem Fall der Mauer entwickelte sich Gaus zum Pessimisten.
Der Osten braucht mehr Handlungs- und Entscheidungsfreiheiten, um selbst gestalten zu können. Ich halte es zum Beispiel für zumutbar, wenn die Menschen im Osten 42 Stunden die Woche arbeiten - wenn dabei mehr herauskommt.
Aus Ostdeutschland hört man oft die These: Wir können erst mit dem Westen in Konkurrenz treten, wenn wir genauso stark sind. Hätte Bill Gates so argumentiert, säße er heute noch in der Garage. Wettbewerb ist die Chance, aufzuholen und nicht das Einfrieren von Standards. Deshalb muss sich der Osten zum Spitzenreiter des Föderalismus machen und zusehen, dass er wirklich frei wird.
Die Unterschiede im Einkommen werden nicht so groß sein und die meisten Menschen sind gern dort, wo sie zu Hause sind. Ich halte die These für falsch, dass im Osten das gleiche Lohnniveau gelten müsse wie im Westen, damit die Leute nicht abwanderten. Wer geht denn nach Duisburg, wenn er in Magdeburg zu billigen Mieten wohnen kann und eine vernünftige Arbeit hat?[mehr hier] So manch einer im Osten würde wohl auch gern wieder 43 Stunden die Woche arbeiten, in einem vernünftigen Job und billig zur Miete wohnen...
Nach 40 Jahren geht der brave Schüler Ottokar Domma noch immer in die sechste Klasse. Sein Erfinder, der in Schöneiche bei Berlin lebende Autor Otto Häuser, könnte sein Urgroßvater sein. Am Donnerstag (20. Mai) feiert er seinen 80. Geburtstag. Mit dem Schreiben hat er nicht aufgehört. Eine Auswahl der besten Geschichten und Erlebnisse des ewig naseweisen Knaben in Das dicke Ottokar-Buch (Berliner Eulenspiegel Verlag) ergänzt durch neu entstandene Zwiegespräche des Autors mit Ottokar beweist es.[mehr hier]
Ottokar ist ein Typ der DDR, meint Häuser im dpa-Gespräch. Der Junge rede über Menschen und Dinge wie sie hätten sein sollen, aber eben nicht waren. Die meist erwachsene Leserschaft der Ottokar- Geschichten zählte zu Ost-Zeiten nach Millionen. Die Figur ist heute fast Legende, so Häuser nicht ohne Stolz. Die Ost-Berliner Satirezeitschrift Eulenspiegel hatte bei der Geburt des vielleicht berühmtesten ostdeutschen Jungen einst Pate gestanden.
Ich suche einen Traktor DDR TZ-4K -14-C zum Schneeflügen mit Preisangabe Danke im VorausVielleicht kann jemand dem Manne helfen. Ich hab leider gerad keinen Trecker in der Garage ;). Ernstgemeinte Angebote leite ich gern weiter.
Zu dem Spektakel mit nicht weniger als 1300 Sport- und Kulturveranstaltungen waren auch 25 000 Teilnehmer aus der Bundesrepublik und West-Berlin angereist. Organisator des Treffens war die DDR-Jugendorganisation FDJ. Mit Billigung der SED-Führung wollte sie drei Jahre nach dem Mauerbau der Welt vor Augen führen, dass größere Teile der ostdeutschen Jugend loyal zur Obrigkeit standen und eine Phase der Liberalisierung in der Jugendpolitik, in Kunst und Kultur eingeleitet worden war.[mehr hier]
SED-Chef Walter Ulbricht hatte bereits 1963 deutliche Kritik an der allzu vordergründig auf Klassenkampf getrimmten Jugendpolitik Erich Honeckers geübt, der damals in der Parteispitze für Jugendfragen verantwortlich zeichnete. Ein freieres, ungezwungenes Jugendleben der «Hausherren der nächsten 50 Jahre» wurde in einem Grundsatzpapier, dem «Jugendkommunique», festgeschrieben.
Die Produktion heißt "Meine schönsten Jahre", ist eine Ost-Sitcom und soll aus heutiger Sicht auf die Welt eines 13-jährigen Jungen in der DDR zurückblicken. Natürlich will RTL noch mal Profit schlagen aus dem Erfolg von "Good Bye, Lenin!". Doch Regisseur Edzard Onneken, der mit seinem gestreiften Anzug und der breiten Brille wie der ältere Bruder von Wigald Boning aussieht, will sich nicht zu sehr auf das Thema DDR beschränken: "Die Erlebnisse eines 13-Jährigen sind doch universal: erster Kuss, erste Liebe." Der "DDR-Ernst", wie Onneken den historischen Hintergrund nennt, soll aber schon eine Rolle spielen: So malt der Held Karl einem Honecker-Bild einen Bart an - schon müssen seine Eltern zum Rapport in die Schule. Die DDR-Sitcom soll seine Helden nicht vorführen: "Wir zeigen einfach, wie eine normale Familie mit Witz und Charme ihren Alltag meistert."[mehr hier]
Paris hatte "Pankow" bis 1973 offiziell mit diplomatischer Missachtung behandelt und seine Beziehungen zur Bundesrepublik schrittweise ausgebaut, so dass viele ab den 70-er Jahren vom "couple franco-allemand" sprachen. Neue Archivfunde zeigen jedoch, dass die DDR in der Deutschlandpolitik Frankreichs mit seinen besonderen Rechten für Deutschland als Ganzes und für Berlin eine zentrale Rolle spielte und sich das deutsch-französische Verhältnis nach 1945 nicht auf eine bilaterale Beziehung reduzieren lässt. Heute zeigt es sich, dass wir es auf politisch-diplomatischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene mit einer asymmetrischen und dynamischen Dreiecksgeschichte im Kontext des Ost-West-Konflikts zu tun haben.[Pressemitteilung]