14 Juni 2004
Prozess

Vor dem Landgericht in Leipzig hat am Montag der Prozess um Misshandlungen in einem DDR-Spezialkinderheim in Meerane begonnen. Vier Erzieher stehen vor Geicht. Laut Anklageschrift haben sie ihre Schützlinge jahrelang gedemütigt. Einem Angeklagten, der noch heute als Erzieher tätig ist, wird außerdem sexueller Missbrauch vorgeworfen.

Die Angeklagten sollen die Kinder mit Stöcken und Peitschen geschlagen haben. Schon bei kleinsten Vergehen mussten die Mädchen und Jungen stundenlang mit ausgestreckten Armen stramm stehen, oder sie wurden im Keller eingesperrt. Zur Begründung hielten die Erzieher den Kindern vor, sie wollten aus ihnen vollwertige Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft machen.
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Update:
Vor dem Landgericht in Leipzig ist der Prozess um Misshandlungen in einem DDR-Spezialkinderheim in Meerane überraschend beendet worden. Zwei angeklagte Männer und eine Frau erklärten sich bereit, Geldbußen zwischen 3500 und 6000 Euro zu bezahlen. Sie akzeptierten damit ein Angebot der Staatsanwaltschaft, räumten aber keine Schuld ein. Ein vierter Angeklagter geht straffrei aus.
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13 Juni 2004
Kunst am Bau

Reliefskulpturen, Frankfurter Allee, Berlin-Lichtenberg, Künstler (mir) unbekannt







Reliefs zu: Strittmatter, Ole Bienkopp; Shakesbeare, Sommernachtstraum; Aristophanes/Hacks, Der Frieden; Boccaccio, Decamerone















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11 Juni 2004
Ljutsch

Auch fast 15 Jahre nach dem Ende des SED-Regimes ist eine Frage ungeklärt: Welchen Einfluss nahm der sowjetische Geheimdienst KGB auf die politische Wende 1989 in der DDR? Einer, der Antwort auf diese Frage hätte geben können, hat sein Geheimnis mit ins Grab genommen: Anatolij Nowikow, letzter Chef der KGB-Residentur in der DDR, ist - wie jetzt bekannt wurde - kürzlich in Moskau 69-jährig verstorben.

Nowikow war in der Hoch-Zeit von Glasnost und Perestroika nach Ost-Berlin kommandiert worden, wo er in Karlshorst die größte Auslandsdienststelle des KGB übernahm. Eine seiner wichtigsten Operationen trug den Codenamen "Ljutsch" (russisch für Strahl). Die darin einbezogenen KGB-Agenten sollten unter reformwilligen Kräften in der DDR Einflussagenten rekrutieren, die den Honecker-Apparat entmachten und das SED-Regime im Sinne Moskaus demokratisieren sollten. Zu den von "Ljutsch"-Leuten angesprochenen DDR-Bürgern gehörten Funktionäre von SED und DDR-Blockparteien, Stasi- und Armeeoffiziere, Journalisten und Wissenschaftler, aber auch von den Ideen Gorbatschows beeinflusste Bürgerrechtler.
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10 Juni 2004
„Wear a flak jacket. The booksellers, especially in the former East Germany, are livid.“ Anna Funder: Stasiland on tour

Stasiland was launched at the Leipzig Book Fair in the massive former secret policemen's ballroom of the Runde Ecke building. From the stage, there was about an acre of parquetry between me and the back of the room. The people sitting on their chairs looked small and somehow at risk under the gigantic yellowing light-fittings suspended from the ceiling. That is, apart from the men wearing the usual ex-Stasi mufti of vinyl bomber jackets and Brylcreem who sat in a row, cross-armed and stony. This building is now a museum of the Stasi regime. Despite my nerves, I was pleased to be launching the book in the city where the 1989 revolution started, and in the building where the book was conceived.

My publisher, Dr Groenewold, is a West German woman in her sixties. She was very nervous about her introductory speech, by which she intended to bridge a gap between East and West Germans by talking about what they have in common. It was called, simply Verrat or "Betrayal". She spoke about the betrayal by the Nazi Germans of their Jewish and other fellow citizens, and of the society founded on betrayal of others that followed in East Germany. And she spoke of the betrayal that happens after a regime is over, in that the German people have always tried to forget their victims, and are still doing so now. It was the Nuremberg Trials, and through them the outside world, that forced West Germans to remember the Nazi past. There is no such pressure on East Germans - will the terrible misdeeds of this latest German dictatorship make no mark on the national consciousness? When she finished, the room was silent.

I then read from different parts of my book. Afterwards, the silence continued. Eventually a thin woman stood up at the back of the room. She cleared her throat, and shouted, "Who gave you the right to write about us?"

Some East Germans insist that only those who lived through the regime can legitimately write about it; even West Germans should refrain from examining or judging the East. But I am neither West nor East German so, when addressed to me, the question expresses a desire somehow to keep the publicity about the shameful or horrific intricacies of the regime to a minimum. One East German journalist asked me at the end of a difficult interview, "But what will they think of us abroad now?"
[mehr hier], Siehe auch [hier]
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09 Juni 2004
Vom Minister zum Staatsfeind

ND: Vor 50 Jahren: Schauprozess gegen DDR-Außenamtschef Dertinger
Das von Hilde Benjamin geführte Oberste Gericht der DDR verurteilte Dertinger am 8. Juni 1954 jedenfalls »wegen schweren Verrats an den nationalen Interessen des deutschen Volks« zur Höchststrafe: 15 Jahre Zuchthaus. Aus dem Spionagevorwurf war längst die Fama einer »Verschwörergruppe Dertinger« geworden, die »faschistische bewaffnete Banden« in die DDR geschleust habe. Auch Dertingers Frau und eine Sekretärin wurden verurteilt; ein 16-jähriger Sohn der Dertingers bekam vier Jahre Jugendstrafe.
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Gemeinsame Erklärung BRD-UdSSR

Vor 15 Jahren: Gorbatschow zum Staatsbesuch in Bonn
Honecker hatte gereizt reagiert, als er am 9. Juni in Ost-Berlin vom sowjetischen Außenminister Eduard Schewardnadse vorab über die bereits abgestimmte Bonner Erklärung informiert wurde. Er monierte, mit der Überwindung der Teilung Europas meine der Westen «letztendlich das Ende des Sozialismus». Die Entwicklung der DDR, dozierte Honecker, beweise, dass der Sozialismus beileibe nicht am Ende sei.

Doch die Ende Juni stattfindende 8. Plenartagung des SED-Zentralkomitees war bereits von Ausweglosigkeit und Agonie geprägt. Unter der «Fahne der Erneuerung des Sozialismus» seien Kräfte am Werk, die eine Beseitigung des Sozialismus anstrebten, referierte Honecker mit einem Seitenhieb auf Gorbatschow. Die DDR brauche keine Reformen - sie entwickele sich «politisch stabil und ökonomisch erfolgreich».
[mehr hier]
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06 Juni 2004
GEBRAUCHSGEGENSTÄNDE - ZWECKDIENLICH UND ANSPRECHEND GESTALTET

Umweltgestaltung, Materialsammlung für Schüler, Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin 1975, Kapitel 1

Rrrr ... 6 Uhr früh. Noch halb im Schlafe greifen wir nach dem Wecker und versuchen, das durchdringende Klingeln abzustellen. Nur gut, daß er keine spitzen Ecken oder scharfe Kanten hat! Seine abgerundete Form läßt sich sicher mit der Hand umfassen. Der Abstellknopf ist groß genug und bequem erreichbar. Ein leichter Fingerdruck genügt, um ihn zu betätigen. Wie praktisch ist doch dieser Wecker! Seine Form ist sorgfältig durchdacht. Auch seine Farbe ist bewußt gewählt. Sie hebt sich gut von der Umgebung ab und macht uns darauf aufmerksam, daß hier ein wichtiger Gegenstand steht, der uns hilft, pünktlich zu sein. Außerdem paßt die kräftige Farbe des Gehäuses gut zu dem weißen Zifferblatt mit seinen schwarzen Zeigern und Strichen. Unser Wecker ist nicht nur praktisch, er ist auch schön. Uhren sind für unser Leben unentbehrlich geworden. Wir benutzen sie mit großer Selbstverständlichkeit und merken erst, wenn sie einmal nicht funktionieren oder nicht verfügbar sind, wie sehr wir sie brauchen. Ebenso unentbehrlich für unser Leben sind auch die vielen anderen Gegenstände, die uns ständig umgeben und die wir alltäglich benutzen: Tisch und Stuhl, Messer und Gabel, Tassen und Teller, Schultasche und Kugelschreiber, Kofferradio und Plattenspieler ... Sie machen unser Leben angenehmer, leichter und schöner. Weil wir diese und zahlreiche andere Gegenstände in unserem Leben für die verschiedensten Zwecke gebrauchen, nennen wir sie Gebrauchsgegenstände.
Unser Leben wäre aber auch kaum vorstellbar ohne die vielen gebauten Räume, die unterschiedlichsten Zwecken dienen: Wohnraum und Kinderzimmer, Fachkabinett und Turnhalle, Haus und Hof, Straße und Platz, Wohngebiet und Produktionsanlage, Stadt und Dorf. Solche und viele andere Dinge benötigen wir für das Wohnen und die Erholung, für die Arbeit und das Lernen, für die Versorgung und den Verkehr.
Unser ganzes Leben ist auf das engste mit diesen Gegenständen und Räumen verbunden. Wir bezeichnen sie deshalb in ihrer Gesamtheit als unsere gegenständliche und räumliche Lebensumwelt.







Nur in einer zweckmäßig und schön gestalteten Wohnumwelt fühlen wir uns wohl. Dem Einrichten der Räume und dem Anschaffen geeigneter Gebrauchsgegenstände muß daher große Aufmerksamkeit geschenkt werden

Alle diese Gebrauchsgegenstände und Architekturräume werden durch die schöpferische Arbeit des Menschen hervorgebracht. Ihre Beschaffenheit läßt erkennen, welche praktischen Bedürfnisse wir haben, über welche technischen Möglichkeiten wir verfügen und was wir als schön empfinden. So ist die gegenständliche und räumliche Umwelt nicht nur eine Voraussetzung, sondern zugleich auch ein Spiegelbild unseres Lebens. Sie war und ist damit auch immer eine Widerspieglung der Klassenverhältnisse in der jeweiligen Gesellschaftsordnung.





Im Sozialismus spielt die Arbeitsumwelt eine ganz bedeutende Rolle. In der Arbeit unter sozialistischen Bedingungen erfüllt sich der Sinn des Lebens, entwickelt sich die Persönlichkeit des Menschen. Diesem Ziel dient die Gestaltung der Arbeitsumwelt

Überall, wo es Ausbeuter und Ausgebeutete gibt, gehören die kostbarsten Geräte, die bequemsten Möbel, die komfortabelsten Wohnungen und die prächtigsten Bauten nicht denen, die sie geschaffen haben. Dort zeigt sich immer ein mehr oder weniger krasser Gegensatz zwischen den luxuriösen Lebensbedingungen einer begüterten Minderheit und der gegenständlichen und räumlichen Umwelt des werktätigen Volkes. In den industriell hochentwickelten kapitalistischen Ländern wird heute eine fast unübersehbare Zahl von Gebrauchsgegenständen hergestellt, die aber alle letztlich dazu da sind, dem kapitalistischen Unternehmer einen möglichst hohen Gewinn einzubringen. Deshalb müssen wir die gegenständliche und räumliche Umwelt immer auch an der Frage beurteilen: Wem dient sie? Dient sie dem Geltungsbedürfnis, dem Herrschaftsanspruch und dem Gewinnstreben der Ausbeuterklassen oder dient sie dem werktätigen Volk, sein Leben leichter, schöner und reicher zu machen?



Das neuerbaute Zentrum von Berlin, der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, ist ein Beispiel für die Möglichkeiten großstädtischer Umweltgestaltung im Sozialismus. Sozialistische Umweltgestaltung dient dem Menschen, sie schafft hier Raum für Begegnungen der Menschen, vermittelt eindrucksvolle Architekturerlebnisse und stärkt die Verbundenheit zu unserer sozialistischen Hauptstadt

Erst mit dem Übergang zur sozialistischen Gesellschaftsordnung wird es grundsätzlich möglich, für alle Menschen eine zweckmäßige und schöne Lebensumwelt zu schaffen, in der sie sich zu sozialistischen Persönlichkeiten entwickeln können. Das zu erreichen, ist ein vorrangiges Anliegen unseres sozialistischen Aufbaus. Diesem Ziel dienen auch alle Anstrengungen zur Steigerung der Produktion und zur Erhöhung ihrer Qualität. Die Verbesserung unserer Lebensumwelt, wie wir sie uns wünschen und an der wir alle interessiert sind, hängt von unser aller Arbeit ab. Wir selbst sind es, die uns diese zweckmäßige und schöne Lebensumwelt schaffen, indem wir mithelfen, unsere Schule, unsere Wohnung oder auch die Umgebung des Wohnhauses schöner zu gestalten. Doch allein der gute Wille, mit anzupacken bei der sozialistischen Gestaltung unserer Lebensumwelt, genügt nicht. Dazu sind vielseitiges Wissen und Können, reiche Erfahrungen und guter Geschmack erforderlich. Diese Materialsammlung gibt einen ersten Einblick in das Gebiet der Umweltgestaltung. Sie beschränkt sich auf grundlegendes Wissen zur Gestaltung von Gebrauchsgegenständen, zur Wohnumwelt und zur Arbeitsumwelt.
posted by Tom |15:25| NO COMMENTS


7 in einem Griff Qualitäts-Taschenmesser aus Leegebruch

Guter Rat 2/85, Verlag für die Frau, DDR Leipzig-Berlin

Leegebruch-Taschenmesser

Seit einigen Monaten bieten Haushaltwarengeschäfte und Fachverkaufsstellen für Jagdausstattung neue Taschenmesser - das Modell 900 mit seinen Varianten 900/7 und 900/6 - aus dem VEB Messerschmiede Leegebruch an, die das bisherige Sortiment qualitativ weit übertreffen und den Schweizer Offiziersmessern mit Weltruf gleichzusetzen sind. Äußerlich edel und dezent mit glatt polierten, in einem warmen Rotton gehaltenen Zelluloid-Plastgehäuse, machen sie nicht nur äußerlich mehr her als andere Taschenmesser. Rostfreier, säurebeständiger Spezial-Messerklingenstahl garantiert hohe Schneidfähigkeit, neue Nietverfahren schließen das Lockern und Lösen der drehbaren Funktionsteile auch bei längerem Gebrauch aus und versprechen lange Lebensdauer. Messegold und Gütezeichen »Q« bürgen dafür.

Eigentlich sind sie weit mehr als nur Taschenmesser. Sie schneiden nicht nur alles, was schneidbar ist, sondern öffnen verkorkte Weinflaschen, Fischdosen, lockern Schrauben, heben Kronkorken, bohren Milchdosen auf, und mit der Variante 900/7 kann man sogar sägen.
Mit 9 cm Länge, 1,5 cm Breite (900/6), 1,7 cm Breite (900/7) und einem Gewicht von ca. 80 g sind beide trotz ihrer vielen Funktionsteile sehr handlich und relativ leicht. Wer sie dennoch nicht in der Hosentasche tragen will, kann sie dank ihres beweglichen Ringteiles beispielsweise auch an seinen Gürtel hängen. Daß die neuen, den Schweizer Offiziersmessern gleichzusetzenden Erzeugnisse aus Leegebruch etwas mehr kosten als das Gros des Taschenmessersortiments, ist verständlich. Doch für ein qualitätvolles, vielfältig verwendbares Taschenmesser gibt wohl mancher gern ein paar Mark mehr aus, zumal es sich in der Verpackungskassette mit Klarsichtfolie oder der Verpackungskassette »Exquisit« auch sehr gut als Geschenk eignet.
Neben dem Modell 900 gelangt in diesem Jahr zunehmend ein weiteres in die Fachgeschäfte, das Modell 600 in seinen Varianten 600/2 und 600/3. Nur 6 cm lang und 0,6 cm breit, mit Klinge und Feile bzw. Klinge, Feile und Schere, wird sich dieses kleine zierliche Taschenmesser vor allem manche Damenhandtasche erobern. Zur Zeit arbeitet der Betrieb an einem neuen Modell, das die in der Variante 900/7 bereits vorhandenen Funktionsteile noch durch Feile, Schere, Zahnstocher, Pinzette und Lupe ergänzt. Dann darf es auch heißen: »12 in einem Griff«.
Christa Baran

900/7 und 600/2

Variante 900/7, Aufreiber (u. a. zum Aufstechen von Milch- und Juicedosen, zum Nachbohren von Löchern in Leder, Holz und verschiedenen Materialien), Dosenöffner, Säge (z. B. für Äste, Leisten u.a. Hölzer geringeren Durchmessers, zum Zerteilen von Geflügelknochen, Gefrierkostpackungen), Schraubendreher mit Kapselheber für Kronkorken, große Klinge, kleine Klinge, Korkenzieher. EVP: 36,40 M;
Variante 900/6 (ohne Säge) 27,50 M;
Variante 600/2 mit Klinge und Feile 11,- M

posted by Tom |14:37| 4 COMMENTS


Mauer muss saniert werden

Der East Side Gallery in Berlin-Friedrichshain, dem größten und zugleich einem der letzten erhaltenen DDR-Grenzstreifen zwischen dem Ost- und West-Teil der Stadt, droht der Verfall.

Mit einer Reinigungsaktion des intakten Teils der Mauer haben Künstler am Samstagmorgen auf diesen Zustand aufmerksam gemacht. "Der Zahn der Zeit nagt an diesem Relikt der deutschen Teilung", sagt Günther Schäfer von der Künstlerinitiative East Side Gallery. "Die Mauer muss saniert werden, sonst bricht sie zusammen."
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posted by Tom |13:52| NO COMMENTS




04 Juni 2004
Gebrochenes Verhältnis zur Zeitachse

W. Tübke, Gruppenbild

Freitag. Ein Nachruf.
Tübkes Gruppenbild von 1972, wie für die Ewigkeit mit Tempera auf Leinwand gemalt und auf eine Holztafel aufgezogen, zeigt eine stehende Gruppe von Männern mit stolz geschwellter Brust. Anordnung der Personen, Arbeitskleidung und Helm lassen einen Vorarbeiter erkennen, der sich im Kreise seiner sechs Kollegen vom Bau als Schöngeist positioniert. Der Anlass der wenig spektakulären Zusammenkunft auf einem Gerüst hätte der einer Brigadeberatung sein können, so wie sie in der sozialistischen Produktion tagaus tagein im Rahmen der Erfüllung der Fünfjahrpläne veranstaltet wurde, um dem renitenten Arbeitervolk Klassenbewusstsein einzubläuen und einfach die Wartezeiten auf Materiallieferungen abzukürzen. Aber Werner Tübke, schon damals auf dem Renaissancetrip und tief verstrickt in Wahlverwandtschaften mit Meistern des 16. bis 18. Jahrhunderts, hatte statt des zu erwartenden heroischen Proletenpathos eine Komposition im Stil einer "Santa conversazione" erstellt. Die Ausstellungsbesucher waren ob solcher Grandezza schockiert. Arbeiter als altmeisterlich gemalte Heilige dargestellt zu sehen, ließ auf Probleme im Stoffwechsel des Künstlers mit der Partei schließen. Da fehlten selbst abgebrühten Propagandisten plötzlich die Argumente. Denn gerade erst hatte sich das sozialistische Brigadebild als Topos, als mehr oder weniger normierte Illustration heruntergehudelter Ergebenheitsadressen im Jahrzehnt nach dem Mauerbau etabliert, da kam Werner Tübke mit dieser wahrlich systembrechenden Verkomplizierung der Verhältnisse. Außerdem strahlte dieses Bild Ruhe und Erhabenheit aus, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Während die stalinistischen Blitzmerker und Schnellmaler des neoexpressionistischen Zweigs der Leipziger Schule auf die Überholspur einschwenkten, begann Werner Tübke nach dem zu fragen, was den sozialistischen Menschen in seiner wahrnehmungsphysiologischen Langsamkeit definiert. Verkehrte Welt.
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Bildquelle: http://www.aicgs.org/publications/PDF/gdrart.pdf, CULTURES IN CONFLICT: VISUAL ARTS IN EASTERN GERMANY SINCE 1990, American Institute for Contemporary German Studies, The Johns Hopkins University
posted by Tom |15:46| NO COMMENTS




03 Juni 2004
Prof. Dr. Dathe

An den Tierpark-Direktor Heinrich Dathe (1910-1991) sollen ab 2005 ein Platz und eine Promenade im Lichtenberger Ortsteil Friedrichsfelde erinnern.
[mehr hier] Wie hieß denn bloß die Sendung mit Prof. Dr. Dathe und Annemarie Brodhagen? Tierparktreff?
posted by Tom |12:06| 4 COMMENTS



©2003-2004, t. schulz


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