Wolfgang Kieling
Wolfgang Kieling (* 16. März 1924 in Berlin-Neukölln; † 7. Oktober 1985 in Hamburg) war ein deutscher Schauspieler.
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[Bearbeiten] Leben
Kieling wuchs bei seinem Stiefvater, einem Schneidermeister, auf und nahm bereits mit sechs Jahren als Kindersopran seine erste Schallplatte auf. Es folgte eine Karriere im Kinderfunk und er hatte sein Debüt auf der Leinwand 1932 in Veit Harlans Film Maria, die Magd. Nach einer Schauspielausbildung bei Albert Florath bekam er erste Theaterengagements. Im Zweiten Weltkrieg leistete er seinen Militärdienst, wurde verwundet und blieb bis 1949 in russischer Gefangenschaft.
Anschließend spielte er Theater, zunächst in West-Berlin, 1953 in Basel. Von 1954 bis 1957 war er in Produktionen der ostdeutschen DEFA zu sehen. Danach war er wieder in Westdeutschland tätig, 1960 erstmals auch in einer Fernsehproduktion. Internationale Beachtung erlangte er 1966 durch seine Rolle als Stasiagent in Alfred Hitchcocks Film Der zerrissene Vorhang.
1965 erhielt Kieling den Bundesfilmpreis in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für seine Darstellung in dem Film Polizeirevier Davidswache. Anschließend versteigerte er den Preis zugunsten des Vietcong im Zusammenhang mit dem Vietnamkrieg. 1966 wurde er für seine Darstellung in Geschlossene Gesellschaft mit der Goldenen Kamera des Springer-Verlags ausgezeichnet, die er jedoch aus Protest gegen die Politik des Springer-Verlags im Jahr darauf wieder zurückgab.
Nach seiner Umsiedlung nach Ostberlin von 1968 bis 1970 kehrte er wieder nach Westdeutschland zurück. Kieling hatte gegen die politische Situation im Westen, insbesondere auch gegen den Vietnamkrieg der Amerikaner, ein Zeichen setzen wollen, sah sich aber schließlich nicht in der Lage, sich in die ostdeutsche Gesellschaft einzufinden.
Seit den 1970er Jahren war Kieling vor allem im Fernsehen tätig. Für seine schauspielerische Leistung im ZDF-Fernsehfilm Im Reservat erhielt er 1973 den Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. Kieling arbeitete aber auch viel als Synchronsprecher, z. B. für Glenn Ford (u. a. in Menschenraub, Das kleine Teehaus, Cimarron), Marlon Brando (in Duell am Missouri), Yul Brynner (in Ein Kerl zum Pferdestehlen), Montgomery Clift (in Das Urteil von Nürnberg), Tony Curtis (in Das Millionengesicht), Kirk Douglas (in Vincent van Gogh – Ein Leben in Leidenschaft), Alec Guinness (in Der Schwan), Charlton Heston (in Planet der Affen), Marcello Mastroianni (in La Dolce Vita), Robert Mitchum (in Erbe des Blutes), Paul Newman (in Die Katze auf dem heißen Blechdach), Leslie Nielsen (in Alarm im Weltall) und Frank Sinatra (in Die oberen Zehntausend). Außerdem lieh er von 1973 bis 1985 in der deutschen Fassung der Sesamstraße dem Bert seine Stimme. Ferner sprach er die Rolle des Heuschreckenforschers Cornelius Button in der Kinderserie „Die Grashüpfer-Insel“.
Seine markante, sonore Stimme war auch vielfältig in Hörspielen zu hören: So war er 1975 bei der EUROPA-Hörspielproduktion der „Zauberer Zackzarack“ und wirkte dort u. a. auch bei Hanni und Nanni sowie als König Julius 111. in Hui-Buh mit. 1984 war er einer der „Grauen Herren“ in der dreiteiligen Philips-Hörspielfassung von Michael Endes Momo. Auch in der DDR wirkte er an Hörspielen mit, darunter – kurz nach seiner Übersiedlung – Heimsuchungen eines Eingesessenen, in dem es um die Probleme von Werktätigen in der sozialistischen Industrie ging.
Kieling war insgesamt viermal verheiratet. Seine erste Frau, die Schauspielerin Jola Jobst, nahm sich zwei Jahre nach der Trennung das Leben. Mit seiner zweiten Frau, der Schauspielerin Gisela Uhlen, hatte er die Tochter Susanne Uhlen, die auch den Beruf der Schauspielerin ergriff. Mit seiner dritten Frau, der Bildhauerin Johanna Göllnitz, hatte er die Tochter Annette. Danach war er mit der wesentlich jüngeren Schauspielerin Monika Gabriel verheiratet, die er während seines zweiten Aufenthaltes in der DDR kennenlernte und die ihm später in den Westen folgte. Aus einer kurzen Beziehung mit der Schauspielerin Ingrid Rentsch während seines ersten Aufenthalts in Ostberlin ging der Sohn Florian Martens hervor, der inzwischen ebenfalls ein bekannter Schauspieler ist. Kieling ist der Großonkel des Tierfilmers Andreas Kieling.[1]
Wegen Problemen mit seinen Augen musste sich Kieling mehrfach operieren lassen, später litt er auch an Krebs. Er starb 61-jährig in einem Krankenhaus in Hamburg. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg.
[Bearbeiten] Filmografie
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[Bearbeiten] Literatur
- Thomas Weißbach: Schwerer Weg, Übersiedlung aus der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin in die DDR 1961–1989; Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2011, ISBN 978-3-8300-6029-1
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Wolfgang Kieling im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Wolfgang Kieling in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Wolfgang Kieling in der Deutschen Synchronkartei
- Ines Walk: Wolfgang Kieling; Biografie auf film-zeit.de; Stand Dezember 2006
- Ralf Schenk: Wie der Starschauspieler Wolfgang Kieling im März 1968 von Westen nach Osten übersiedelte und dann doch wieder die Weite suchte. Chronik eines ungewöhnlichen Weges: Der Mann, der durch die Mauer ging; Berliner Zeitung, 29. März 2008.
[Bearbeiten] Belege
- ↑ Dokumentarfilmer Andreas Kieling. Die Bären sind nicht deine Freunde FAZ Online vom 24.3.2012
Personendaten | |
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NAME | Kieling, Wolfgang |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 16. März 1924 |
GEBURTSORT | Berlin-Neukölln |
STERBEDATUM | 7. Oktober 1985 |
STERBEORT | Hamburg |