Tuesday, May 09, 2023
VIDEO: Georgian gastronomy - Adjara | ქართული გასტრონომია - აჭარა
Monday, May 08, 2023
Rockmusik aus Georgien: Der georgische Rockstar - Kako Vashalomidze
Kako Vashalomidze – Gitarre
Kako Vashalomidze - Gitarrist, Komponist, Arrangeur. Kako arbeitet im Rock-Stil. Seine Lieblingsstile sind Klassik, Jazz, Blues. K. Vashalomidze verwendet effektiv Intonationen und Melodien der georgischen Volksmusik. Als professioneller Toningenieur gelingt es ihm, die notwendigen Originaltöne zu erzeugen. Seit 1996 spielt er mit verschiedenen namhaften Bands und Musikern, er ist Komponist bei "Georgian Film Co.", hat auch eine pädagogische Praxis. Derzeit ist K. Vashalomidze 'der Solist des Orchesters der Georgian TV Corporation.
Preise und Auszeichnungen: "The Best Group", "The Best Composition" und "The Best Rock Guitar Player".
CDs: "Sixth Feeling", "You Again", "Night and Day", "From Retro to Rock".
Quelle: georgian-music.com
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Kako Vashalomidze - Collection: From Retro To Rock (2003) [Full Album]
Saturday, May 06, 2023
Interview mit Kaukasus-Reisen. Hans Heiner Buhr über seinen Traum vom grenzenlosen Reisen in dieser atemberaubenden Region.
Interview von Ralph Hälbig
Hans Heiner Buhr, ehemaliger Deutsch-Lehrer, jetzt Reiseunternehmer und Künstler in Georgien, gehört zu den Pionieren, die deutschsprachige Reisende mit kleinen Abenteuer-Reisen in diese Region gelockt haben. Anfangs begann er als Ein-Mann-Unternehmer zusammen mit lokalen Freunden und Familie in den späten Neunziger Jahren mit Kaukasus-Reisen ein feines, schmales Programm anzubieten. Sein Renner waren in dieser Zeit die Begleitung beim Viehabtrieb aus den hohen Bergen in Tuschetien hinunter in das Winterquartier der Schafherden. BjØrn Erik Sass schrieb darüber 2010 eine große Reportage in DIE ZEIT - Heute ist das Familienunternehmen mit knapp 10 Angestellten und freien Guides auf Reisen in Georgien und in die Nachbarländern im Kaukasus spezialisiert. Kaukasus-Reisen hat sein Programm wohlüberlegt erweitert und bietet maßgeschneiderte Touren und Rundreisen für Einzelpersonen, Paare und Gruppen an und legt dabei besonderen Wert auf Inhalte und Qualität statt Quantität.
Die Touren von Kaukasus-Reisen führen durch malerische Landschaften und bieten den Reisenden die Möglichkeit, die Kultur und Geschichte Georgiens, Armeniens und Aserbaidschans kennenzulernen. Zusätzlich zur Erkundung der Sehenswürdigkeiten werden traditionelle Gerichte und lokale Weine angeboten. Das Unternehmen arbeitet eng mit örtlichen Reiseführern und Hotels zusammen, um den Reisenden ein authentisches Erlebnis zu bieten und ihnen die Kultur und Mentalität der Kaukasier näherzubringen. Für alle, die neugierig sind und nach den schwierigen Corona-Jahren vorhaben, bald in diese Weltgegend zu reisen, dazu hier ein paar Antworten auf meine Fragen. Kaukasus-Reisen heißt euch willkommen!
Ralph Hälbig: Wie hat sich die Reisesituation in Georgien seit dem Ausbruch von Corona verändert und wie beeinflusst dies das Reiseverhalten? Sind bereits Anzeichen erkennbar, dass sich die Reiseaktivitäten trotz Inflation im Jahr 2023 wieder erholen werden?
Hans Heiner Buhr: Im Jahr 2018 sah es für deutsche Reisende in Georgien besonders vielversprechend aus: es gab zahlreiche günstige Flüge, die Buchmesse in Frankfurt und Leipzig mit ihrem Georgien-Spezial lockte viele Besucher an, der Euro war stark und es gab Visafreiheit. Auch das Interesse an dem neuen Reiseland Georgien war groß und es gab keinerlei Restriktionen.
Jedoch hat sich seit 2020 alles drastisch geändert. Die Einreiseregeln waren unklar und änderten sich ständig, Flüge wurden gecancelt, verlegt oder abgesagt. Es war ungewiss, ob der Flug überhaupt stattfinden würde. Der Gesundheitsstatus wurde reiseentscheidend und es war fraglich, ob man in einem Monat überhaupt gesund und mit den nötigen Dokumenten einreisen konnte. Was passiert, wenn man in Georgien auf einmal positiv getestet wird oder krank wird? Muss man dann in Quarantäne? Für unsere Gäste und uns Reiseveranstalter war diese Zeit sehr schwierig und absurd.
Mittlerweile hat sich das Reiseverhalten der Deutschen jedoch geändert. Viele planen nicht mehr langfristig, sondern spontan und kurzfristig. In den deutschen Medien wird viel über Georgien berichtet, jedoch auch oft besonders abschreckend über normale gesellschaftliche Konflikte, was potenzielle Reisende abschrecken könnte. Die Europäer richten ihren Fokus eher auf vermeintlich sichere Reiseziele wie Paris, Rom oder das Umland. Zudem sind die Flugpreise stark gestiegen und der Euro hat gegenüber dem Lari rund 30 bis 35% verloren, was die Kosten für die Reisenden und uns als Veranstalter erhöht.
Als Reiseveranstalter haben wir mit diesen Herausforderungen zu kämpfen. Wir müssen die Preise erhöhen, um unsere Kosten zu decken und dabei noch Gewinn zu machen. Manche Kunden in Deutschland empfinden dies als unangemessen, da sie im Supermarkt sehen, dass alles teurer wird.
Für uns ist die Situation schwierig, denn wir benötigen Planbarkeit. Unsere Reisen sind nur dann rentabel, wenn sie gut gebucht sind. Wenn wir beispielsweise nur zu 70% ausgebucht sind, dann verdienen wir kein Geld. Im schlimmsten Fall machen wir sogar Verlust. Wir befinden uns jetzt im vierten Jahr, in dem die Situation schwierig ist. 2020 war ein schlechtes Reisejahr, 2021 war ebenfalls schlecht, 2022 war schlecht und auch 2023 wird schlecht sein. Nur diejenigen, die es irgendwie geschafft haben, haben überlebt. In der Zwischenzeit haben sich viele kleine, spezialisierte Reiseunternehmen in Georgien neu gegründet, die uns Marktanteile streitig machen und uns zwingen, uns ständig weiterzuentwickeln und uns neu anzupassen. Durch den Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien tauchen negative Nachrichten in den deutschen Medien auf, was die Lage unsicher erscheinen lässt und viele Leute davon abschreckt, in diese Region zu reisen. Das ist momentan unser Dilemma, mit dem wir kämpfen, mit vielen verschiedenen Faktoren, die das Reisen erschweren oder unsicher erscheinen lassen. In Georgien sagt man, dass nach sieben guten Jahren, sieben schlechte Jahre folgen.
Andererseits haben wir auch Gäste, die uns Reiseangebote aus 2020, 2021 oder 2022 vorlegen, die damals nicht kommen konnten und jetzt sagen: "Wir haben hier ein Angebot von Ihnen vorliegen, können Sie das bitte aktualisieren, denn wir möchten jetzt in 2023 endlich unsere lang geplante Reise nachholen?" Solche Gäste gibt es natürlich auch, die das damals nur aufgeschoben haben und jetzt mit uns reisen möchten.
Ralph Hälbig: Wie denkst du, wird sich das Reiseverhalten in Zukunft verändern? Möchten die Reisenden vermehrt eine Reiseagentur als Berater und Unterstützer oder eher ein Komplettpaket mit Rundum-Betreuung? Welche Wünsche äußern die Reisenden bezüglich ihrer Reise nach Georgien?
Hans Heiner Buhr: Bezüglich des Reiseverhaltens der Georgiengäste möchte ich sagen, dass sich dieses stetig ändert und in Bewegung bleibt. Insgesamt werden die Wünsche und Anforderungen der Menschen immer individueller, da niemand mehr eine standardisierte Reise möchte. Jeder möchte das Besondere erleben und es selbst entdecken, anstatt es vorgesetzt zu bekommen. Daher passen wir unsere Reiseangebote stark an die individuellen Wünsche unserer Gäste an. Wir haben auch festgestellt, dass Gäste sich spontaner entscheiden, jedoch trotzdem intensiv durch Reiseliteratur und das Internet recherchieren, um sich auf ihre Reise vorzubereiten.
Die Ansprüche unserer Gäste werden immer höher, insbesondere was die Qualität der Unterkünfte und des Services betrifft. In Georgien möchte man keinerlei Abstriche mehr machen und erwartet den besten Service und die beste Qualität in Bezug auf Betten, Zimmer und Frühstück.
Was suchen die Gäste in Georgien? Viele suchen nach unberührter Natur und sind von der Vielfalt, die Georgien zu bieten hat, überrascht. Aber auch das pulsierende Stadtleben, insbesondere in der Hauptstadt Tiflis, Kutaissi und Batumi, zieht die Gäste an. Die Gastronomie, Cafés und das Nachtleben sind ebenfalls von großem Interesse.
Viele Gäste möchten im Urlaub auch Luxus genießen und suchen nach 4- oder 5-Sterne-Hotels mit Pool.
Wir stellen auch fest, dass es Reisende gibt, die in ihrem Urlaub weniger Stationen aufsuchen möchten, dafür aber die Gegend besser und intensiver erkunden möchten. Die Weinregion Kachetien bietet sich beispielsweise für sternförmige Tagesausflüge sehr gut an, ebenso wie Tuschetien und Swanetien.
Andererseits gibt es vor allem auch jüngere Gäste, die ihren Urlaub möglichst intensiv erleben möchten und viel in einen kürzeren Zeitraum packen möchten. Es gibt sogar Gäste, die die drei Länder Aserbaidschan, Georgien und Armenien in 10 oder 12 Tagen sehen möchten, obwohl wir für die drei Länder eher mindestens 14 bis 16 Tage empfehlen.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Gruppenreisen an Popularität verlieren und dass unsere Gäste lieber in kleinen Gruppen oder mit Freunden und Familie unterwegs sind. Oft fragen unsere Gäste beispielsweise nach dem Alter und Geschlecht der anderen Reisenden, obwohl wir das zum Teil gar nicht wissen und auch nicht mitteilen möchten.
Ralph Hälbig: Wie lautet das Feedback deiner Gäste und welche Eindrücke von Georgien nehmen sie mit nach Hause?
Hans Heiner Buhr: Wir beobachten auch, dass sich immer mehr Singles bei uns melden, die auf der Suche nach interessanten Gruppenaktivitäten sind. Dabei werden auch immer ausgefallenere Wünsche geäußert, wie zum Beispiel themenorientierte Reisen wie Eisenbahntouren, Pilzsammeltouren, Eselwanderungen oder Arbeit auf einer Farm oder Ranch. Hier hat Georgien noch viel Potenzial, um neue Produkte und Reisen anzubieten. Allerdings stellt sich auch immer die Frage nach der Wirtschaftlichkeit solcher Angebote.
In Bezug auf das Feedback unserer Gäste können wir sagen, dass es oft positiv ausfällt. Viele Gäste kommen immer wieder nach Georgien oder in den Kaukasus und möchten dann andere Facetten des Landes erleben. Sie können dabei schon viel besser einschätzen, was sie gerne möchten, weil sie das Land nun schon gut kennen.
Natürlich gibt es auch kritische Rückmeldungen und wenn etwas fehlt, melden sich die Gäste häufig schnell über WhatsApp oder einen Anruf bei uns. Wir helfen dann gerne dabei, den Kritikpunkt aufzuheben und den Service zu verbessern, zum Beispiel im Hotel oder an anderen Orten.
Ralph Hälbig: Hast du eine besondere Anekdote von einem Reisenden im Gedächtnis, die du gerne mitteilen möchtest?
Hans Heiner Buhr: Wir erzählen immer wieder gerne die Anekdote von zwei Gästen, die sich während unseres Reiseklassikers "Frühstück im Kaukasus" kennengelernt und ineinander verliebt haben. Nach zwei oder drei Jahren haben sie die Reise gemeinsam als Ehepaar wieder mit uns durchgeführt und waren auch beim zweiten Mal total begeistert von unseren Reiseleitern David und Eka. Eine andere Geschichte: "Ein Ehepaar hatte eine Autopanne in Vashlovani, an einem der wenigen entlegenen Orte ohne Netzempfang. Der Mann kletterte auf einen Berg in der Nähe und konnte uns dann am Abend endlich erreichen. Wir sendeten einen Abschleppwagen in die Gegend, der dann natürlich prompt auch keinen Netzempfang mehr hatte und so war untereinander und mit uns keine Kommunikation mehr möglich. Doch wie durch ein georgisches Wunder trafen sie sich plötzlich und wurden glücklich abgeschleppt, es war dann mittlerweile gegen 0.00 Uhr nachts. Alle waren glücklich."
Ralph Hälbig: Deine ersten Reisen - Ende der 90iger Jahre - hast du ja in deiner Ferienzeit (du warst Deutsch-Lehrer in einer Schule in Tbilisi) nebenher organisiert. Dabei hast du vor allem bewusst die Unwägbarkeiten einer Abenteuerreise gesucht und Reisende quasi eingesackt. Meinst du, dass man so etwas auch heute noch anbieten kann, und dass man den Menschen vermitteln kann, sich auf diese spontane und ungewisse Art auf eine andere Kultur einzulassen? Gibt es Bedürfnisse in diese Richtung, oder ist das für die Reisenden eher zu vage, sich darauf einzulassen? In den 90er Jahren und Anfang der 2000er Jahre war alles in Georgien noch sehr wild! Eine überbordende und überraschende Gastfreundschaft konnte manchmal jeden Reiseplan über den Haufen werfen, oder die Wetter- und/oder damaligen Straßenverhältnisse hatten einen festgesetzt! Wie siehst du das heute mit der Gastfreundschaft in Georgien? Hat sich da etwas geändert?
Hans Heiner Buhr: Die wilden Zeiten sind leider vorbei. Georgien ist heute stabil und die Sicherheit der Gäste im Land hat höchste staatliche Priorität, was sich in neuen Standards, in Ausbildungskursen für touristische Berufe und auch in einer stärkeren Regulierung der Tourismusbranche zeigt. Jedoch laden die fantastischen Berge des Großen und Kleinen Kaukasus, entlegene Täler in Chewsuretien, Tuschetien, Ratscha und Adscharien wie eh und je zu abenteuerlichen Treckingtouren ein.
Das Bedürfnis nach individuell geführten, themenorientierten Kleingruppenreisen ist sicherlich noch vorhanden. Jedoch sind solche Reisen sehr aufwendig und müssen sowohl inhaltlich, programmatisch, als auch von der Dauer und dem Service her stimmig sein, um zu überzeugen. Folglich sind sie dementsprechend teuer und aufwendig zu organisieren, zu konzipieren und erfolgreich durchzuführen. Diese Reisen zu gestalten halte ich für die hohe Kunst des Tourismus. Zum Beispiel habe ich im Jahr 2013 eine sehr individuelle Kunstreise mit dem Kunstverein Schweinfurt erfolgreich durchgeführt und hätte durchaus Interesse, eine ähnliche Reise in neuer Form durchzuführen oder eine Reise in Georgien mit einem architektonischen Schwerpunkt aufzubauen und anzubieten.
Georgien hat in Bezug auf Gastfreundschaft und Tourismus in den letzten Jahren eine Professionalisierung erfahren. Dennoch ist es nach wie vor möglich, die herzliche Gastfreundschaft der Georgier zu erleben, jedoch abseits der touristischen Hotspots in den abgelegeneren Regionen des Landes. Besonders erfreulich ist, dass immer mehr junge Georgier sehr gut Englisch und auch Deutsch sprechen und somit ihre Heimat authentisch und leidenschaftlich präsentieren können. In manchen Fällen machen sie dies sogar besser als zugereiste Deutsche.
Ralph Hälbig: Wo siehst du den Tourismus in Georgien in den nächsten zehn Jahren? Was wünschst du dir für die Zukunft des Tourismus in Georgien?
Hans Heiner Buhr: Ich denke, dass der Tourismus in Georgien in den kommenden Jahren sehr interessante Entwicklungen erfahren wird. Viele junge Georgier kehren aus dem Ausland zurück und bringen neue und frische Konzepte in Gastronomie, Hotel und Reisebranche mit, auf die wir "alten Tourismus-Haudegen" unter Umständen gar nicht kommen. Es gibt noch viele Ideen, die man umsetzen könnte.
Insbesondere möchten wir die drei Länder Georgien, Armenien und Aserbaidschan stärker miteinander verknüpfen und bieten unsere Reisen länderübergreifend an. Besonders unsere Selbstfahrerreisen können gut kombiniert werden, z.B. von Baku nach Batumi oder von Tiflis nach Jerewan, um die verschiedenen Kulturen kennenzulernen und zu vergleichen.
Längere Reisen sind auch gefragt. Ich kann mir gut vorstellen, dass man eine Wanderung von Lagodekhi nach Batumi anbieten könnte, abseits von belebten Straßen durch die Berge, oder auch Reittouren, die das Außergewöhnliche bieten. Außerdem möchte ich unsere Radreisen empfehlen sowie unseren Klassiker "Frühstück im Kaukasus", der bis heute zu unserer besten und schönsten Kleingruppenreise in Georgien gehört.
Ralph Hälbig: Wie willst du eigentlich demnächst deine touristischen Konzepte verändern und weiter entwickeln? Was sind deine nächsten Pläne?
Hans Heiner Buhr: Ich habe schon vor drei bis vier Jahren eine Reise konzipiert, die den Kaukasus einmal komplett umrundet. Von Tiflis über die georgische Heerstraße nach Stepantsminda, von dort nach Wladikawkas, weiter nach Grosny, quer durch Dagestan bis nach Machatschkala und schließlich nach Süden über die aserbaidschanische Grenze nach Baku. Von dort aus geht es nordwestlich entlang der alten aserbaidschanischen Seidenstraße, durch Scheki nach Lagodechi und schließlich zurück nach Tiflis. Diese Reise könnte man gut als geführte Tour mit Geländewagen oder als Selbstfahrerreise machen - sobald das nach dem Krieg wieder möglich ist.
Mein Traum bleibt das grenzenlose Reisen im Kaukasus. Ich wünsche mir, dass man eines Tages alle Gebiete der kaukasischen Länder ohne schwierige politische Grenzen bereisen kann.
Web: kaukasus-reisen.de
Facebook: facebook/kaukasusreisen
Twitter: twitter/kaukasusreisen
Instagram: instagram/kaukasusreisen
Newsletter: kaukasusreisen/newsletter
Tuesday, May 02, 2023
In Tbilisi. Der britische Journalist Andrew Cockburn zu den jüngsten Ereignissen in Georgien (London Review of Books - May 2023)
Joshua Kusera monierte an diesem langen Artikel von Andrew Cockburn, dass neben vielen interessanten Perspektiven sich auch einige Fehler eingeschlichen haben. Jedoch stellt er fest, dass seine Interpretation der Situation und der Ereignisse in Georgien vielversprechender, tiefgründiger und nachdenklicher sind, als viele Depeschen aus der internationalen Presse zu den vergangenen Ereignissen ...
Zusammenfassung: Anfang März fand in Tiflis, Georgien, ein Protest gegen ein neues Gesetz statt, das Organisationen, die mehr als 20 % ihrer Finanzierung aus dem Ausland erhalten, dazu zwingen würde, sich als "Agenten ausländischen Einflusses" zu registrieren. Der Protest, der ursprünglich für zwei Tage später geplant war, zog eine junge Menschenmenge an, die besorgt über die möglichen Auswirkungen des Gesetzes auf die Zivilgesellschaft war. Der Protest stieß auf Polizeiwiderstand, unter anderem mit Wasserwerfern und Pfefferspray. Viele der Demonstranten hatten durch die florierenden Nachtclubs der Stadt, die als Gemeinschaftszentren für die jüngere Generation fungieren, von den Demonstrationen erfahren. Die Clubs schlossen, um die Gäste zu ermutigen, stattdessen zu demonstrieren. Die Demonstranten befürchteten, das Gesetz würde ihre Verbindung zu liberalen Freiheiten zerstören und den NGOs, von denen viele abhängig sind, ausländische Gelder entziehen. Selbstgemachte Schilder auf Georgisch und Englisch zeigten Unterstützung für Europa und denunzierten Russland. Graffiti mit der Aufschrift "Russen abschieben" sind an Stadtmauern aufgetaucht und spiegeln eine antirussische Stimmung im Land wider. Der milliardenschwere Oligarch Bidsina Iwanischwili, der keinen offiziellen Posten hat, aber weithin für den wahren Herrscher Georgiens gehalten wird, wurde auf Protestschildern in einer heißen Umarmung mit Putin abgebildet. Die Regierung zog das Gesetz schließlich nach drei Tagen eskalierender Proteste zurück.
In Georgien haben Straßenproteste eine lange Geschichte erfolgreicher Veränderungen. Im Jahr 1978 protestierten Tausende gegen die Entscheidung des Kremls, die russische Sprache zur offiziellen Sprache Georgiens zu machen. Der damalige Kommunistenführer Eduard Shevardnadze konnte Moskau davon überzeugen, Georgisch als offizielle Sprache zu akzeptieren. Über ein Jahrzehnt später, im Jahr 1989, wurden Proteste für die Unabhängigkeit von der UdSSR blutig niedergeschlagen. Shevardnadze wurde später Präsident und stabilisierte das Land, aber sein Regime war von weit verbreiteter Korruption geprägt. 2003 wurden die Wahlen von der Opposition als manipuliert angeprangert und der damalige Oppositionsführer Saakashvili führte einen erfolgreichen Sturm auf das Parlament an. Als Präsident setzte Saakashvili Reformen durch, die die Korruption bekämpften und das Land modernisierten. Die international finanzierten NGOs unterstützten den Wandel, aber es gab auch Vorwürfe, dass geheime Kräfte im Spiel waren. Die großen Bauprojekte, die Saakashvili initiierte, waren jedoch umstritten und einige der ehemaligen politischen Gegner wurden später verhaftet.
Saakaschwilis großen Projekte, die von Deregulierung und anderer neoliberaler Politik begleitet wurden, brachten ihm Lob im Westen ein. Er zeigte seine Loyalität gegenüber den USA, indem er Truppen zur Besetzung des Irak und Afghanistans entsandte. Anfangs schien Putin bereit zu sein, Saakaschwili nachzugeben, aber er provozierte Russland bald, indem er die unbewaffneten Friedenspatrouillen in Südossetien um Militärpolizei erweiterte. Bis 2006 hatten die Russen entschieden, dass Saakaschwili nicht vertrauenswürdig und ein Vasall Washingtons sei. 2008 schickte Saakaschwili die georgische Armee nach Südossetien, und Russland griff an, errichtete Militärbasen in Südossetien und Abchasien und erkannte sie als unabhängige Staaten an. Innerhalb Georgiens beteiligten sich Beamte von Saakaschwili an Erpressungen und anderen kriminellen Aktivitäten, einschließlich Folter durch die Polizei. Bis 2012 hatte Georgien die größte Gefängnisbevölkerung pro Kopf in Europa.
Bidzina Ivanishvili, ein einst armer Junge aus einem Dorf in Westgeorgien, der Milliarden in Russland verdiente und als "Python" in Wirtschaftskreisen bekannt wurde, blieb lange Zeit von Regierungsexekutionen unberührt. Nachdem er Yeltsin bei der russischen Präsidentschaftswahl von 1996 geholfen hatte, wurde er Teil der Oligarchen-Elite und durfte am "Kredite-für-Aktien"-Programm teilnehmen, das wenige Auserwählte zu unermesslichem Reichtum verhalf. Nachdem er in Hotels und Immobilien in Georgien investiert hatte, gründete er 2012 die politische Bewegung Georgian Dream und gewann die Parlamentswahlen. Obwohl er später als Premierminister zurücktrat, behielt er seine Macht durch seine Beziehungen zu seinen ehemaligen Leibwächtern und Sekretären. Ivanishvili äußert seine Wünsche durch verschiedene Mitarbeiter, einschließlich enger Verwandter, die sie an die Regierung weitergeben.
Obwohl er eine scheinbar entspannte Einstellung hat, hat Ivanishvili viel zu bedenken. Seine persönliche Sicherheit, die seiner Familie und seines Vermögens sei seine größte Sorge. Er glaubt, dass Angriffe auf sein Vermögen politisch motiviert sind. Ivanishvili hatte 2005 mehr als eine Milliarde Dollar an die Wealth-Management-Abteilung der Credit Suisse anvertraut, aber sein Konto war eines derjenigen, die von einem hochrangigen Bankbeamten geplündert wurden. Die Bank weigerte sich, Ivanishvili zu entschädigen, behauptete jedoch, keine Verantwortung für die Taten ihres Mitarbeiters zu tragen. Ivanishvili verklagte die Bank und erhielt schließlich mindestens 900 Millionen Dollar. Nach der russischen Invasion der Ukraine hatte er jedoch Schwierigkeiten, sein Geld aus der Schweiz zu bekommen. Ivanishvili sieht sich als Ziel einer von Washington orchestrierten Kampagne und beschuldigt die EU, ihn de-oligarchisieren zu wollen, bevor Georgiens Mitgliedschaft berücksichtigt wird.
Ivanishvili's anhaltende Herrschaft durch die von ihm kontrollierte georgische Partei "Georgischer Traum" hängt teilweise von dem Mann ab, den er abgesetzt hat - Saakashvili. Nachdem Saakashvili seine neue Staatsbürgerschaft in der Ukraine verloren hatte, versuchte er zurück an die Macht in Georgien zu kommen, wurde jedoch wegen Verbrechen verhaftet. Obwohl Saakashvili inhaftiert ist, nutzt die georgische Regierung seine Verhaftung als politisches Narrative, um die Opposition zu diskreditieren. Die Regierung befürchtet, dass sie das nächste Ziel Russlands sein könnte und nutzt dies als Mittel, um ihre eigene Macht zu konsolidieren.
Der ganze Text auf englisch hier (London Revie of Books - 04.05.2023 / lrb.co.uk): In Tbilisi. By Andrew Cockburn
Lots of interesting reporting here, and while there are some inevitable errors, a far more serious interpretation of what is going on in Georgia today than any of the other dispatches in the recent spate of international attention we've gotten: https://t.co/8emY3S6TKC
— Joshua Kucera (@joshuakucera) May 2, 2023
Thursday, April 27, 2023
Wein in Georgien: Gleich zweimal im Mai - Zero Compromise & New Wine Festival im Mtatsminda Park in Tbilisi
Friday, April 21, 2023
VIDEO: Virtual Tour in Tbilisi with Urban Planner Zurab Bakradze. Via Heinrich Boell Foundation South Caucasus (2020)
Zurab Bakradze, Architect, Urban Planner highlights several problems in his Virtual Tour in Tbilisi.
First is the problem of losing the uniqueness of the city. Bakradze says, that Tbilisi has lost much of its uniqueness in the last 30 years and it hardly resembles Tbilisi from the past.
The second critical point is the relation between the private and the public. Bakradze observes how Tbilisi dealt with this challenges.
This video is prepared within the frameworks of Green Academy
Wednesday, November 18, 2020
VIDEO: Der Historiker Philipp Ammon wurde von Dr. Klaus Ther vom Österreichischer Rundfunk zu den historischen Hintergründen des Karabachkonfliktes interviewt.
Philipp Ammon wurde von Dr. Klaus Ther vom Österreichischer Rundfunk zu den historischen Hintergründen des Karabachkonfliktes interviewt. Auszüge des Interviews erschienen in der Sendung "ORF Orientierung". Mit der "Abstimmung" (1:33) ist die Abstimmung des Kawbjuros (Кавказское Бюро Центрального Комитета РКП(б), Kaukasisches Büro des ZK der RKP(B)) gemeint. Am 3. Juni 1921 sprach es Karabach Armenien, am 5. Juli 1921 Aserbaidschan zu. Die Niederschlagung der armenischen antibolschewikischen Erhebung in Sangesur enthob die Bolschewiki der Notwendigkeit, auf die Armenier Rücksicht zu nehmen. Strategisch entscheidender war für die Bolschewiki nun die Beziehung zur kemalistischen Türkei, mit der Sowjetrußland am 16. März 1921 einen Freundschaftsvertrag unterzeichnet hatte. Die ab Minute 14:31 geäußerte Vermutung, Rußland werde erst nach einer Schwächung Armeniens eingreifen, scheint sich mittlerweile bestätigt zu haben.
Philipp Ammon was interviewed by Dr. Klaus Ther from the Austrian Broadcasting Corporation about the historical background of the Karabakh conflict. Excerpts from the interview were shown in the program "ORF Orientation". The "vote" (1:33) means the vote of the Kavbyuro (Кавказское Бюро Центрального Комитета РКП (б), Caucasian bureau of the RCP(b) Central Committee). On June 3, 1921, the Kavbyuro awarded Karabakh to Armenia, and on July 5, 1921 to Azerbaijan. The suppression of the Armenian anti-Bolshevik uprising in Sangesur relieved the Bolsheviks of the need to show consideration for the Armenians. Having already signed a friendship treaty with Turkey on March 16, 1921, the Bolsheviks now decided to send thus a positive signal to their Kemalist allies. The assumption made from 14:31 onwards that Russia would only intervene after Armenia has been weakened seems to have been confirmed in the meantime.
Thursday, October 29, 2020
WEBPROJECT: TAA – Tbilisi Architecture Archive
Tbilisi Architecture Archive is a project implemented as part of Tbilisi Common Architecture Biennial. It aims to gather existing planning records and building documentation scattered through various archives and compile them in a form of Open access. The online database will provide an overview of single documents and collections, with an index of names of persons who have been influential to architecture and urban development in Georgia – this means having at least one significant architectural or urban project in the background, as well as providing an important input in architectural theory and education. Concept The archive keeps the documents and records containing real facts and references, forming a common, collective memory. The archive does not describe the past – it organizes the access to information and thus supports the formation of knowledge. The history of architecture is written in the architecture archives as well, despite the fact that compared to other objects, architectural structures cannot be collected. The architecture archive conserves the documentation about the man-made environment and objects that were created in an architectural context – without which constructed Architecture, as such, would not exist. A thorough understanding and research of such resources is an integral precondition of reconstructing cultural memory. The aim of Tbilisi architecture archive The vast abolishment of state planning- or scientific and research instituties after 1990s has destroyed the majority of materials preserved in such establishments. However, a limited number of cataloged projects have survived in the central and municipal archives, as well as in private and family collections. In times when Tbilisi’s architectural landscape is being significantly altered or even demolished, the selection, categorisation, digitalisation, description and placement of existing documents in a digital common space become all the more important. Acquisition of these materials, connecting them and making the database information publicly accessible will first and foremost increace the level of awerness of architecture in Georgia. In adition, it will encourage the exchange of information and thus, create new naratives.
Our future goals include the expansion of common archive of architecture, a constant renewal and enrichment of electronic database; as well as preserving and restoring damaged original documents.
Join Project
Every interested architect, engineer, individual, volunteer, researcher or research organisation can use this space for sharing their collection, thus contributing to and developing the overall database, increasing research process and becoming a co-organisers of the Archive as a matter of fact. The Public Archive is open for cooperation based on research ethics and parity.
Following the initial contact from a party interested in joining the Public Archive space our group will digitize materials according to specific standards, and catalogue detailed information on them. The digitized version, accompanied by the detailed information, will be uploaded to the Archive under a collection attribute to the owner-contributor. A copy of the digitized material will also be handed to the owner.
Contact
Mariam Gegidze, Nino Tchatchkhiani, Natia Abasashvili, Levan Kalandarishvili
Address: Shanidze str. 4 0179 Tbilisi
Phone: +995 577 949708
Email: team@taa.net.ge
Main Page: Sketch by Ramaz Kikandze, Tbilisi 1970 © Ramaz Kiknadze private Archive
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Translations: Elene Pasuri, Ana Kiasashvili