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Thursday, July 12, 2018

VORTRAG: Hundert Jahre Aufnahme deutsch-georgischer diplomatischer Beziehungen. Zwei Vorträge zum Zentennium von Philipp Ammon. via @TabulaRasaJena

Philipp Ammon
(tabularasamagazin.de) Am 9. Juni stellte Dr. Dieter Boden, ehemaliger Leiter der OSZE-Mission und UNOMIG in Georgien, im Potsdamer Lepsiushaus sein im Ch. Links Verlag erschienenes Buch über Georgien vor: weder ein Memoirenbuch noch ein Reiseführer – ein Länderporträt, das sich aus langjähriger Erfahrung und Begegnungen mit Kunst, Natur und Persönlichkeiten des Landes speist.

Spätestens seit dem am 7./8. August 2008 einsetzenden Olympiakrieg, als Präsident Saakaschwili den Rat von Condoleeza Rice vom 10. Juli mißachtete, "die Finger von der Kanone" zu lassen und die im Tagliavinibericht der EU etwas dezenter umschriebene "grenzenlose Dummheit" beging, die russische Garnison in Zchinwali zu beschießen und den Russen so, wie erhofft, ins Messer lief, sei Georgien den meisten ein Begriff. Nach der Rosenrevolution 2003 hatte der Mittdreißiger das Land euphorisiert, indem er die kleine Korruption bekämpfte und auf einen Schlag 18000 Milizionäre entließ. Doch er lieferte nicht, wozu jeder Politiker verpflichtet sei: Stabilität. Seit 2012 regiert nun der Georgische Traum des Oligarchen Iwanischwili, der in Rußland ein Milliardenvermögen erwarb. Seit dieser im November 2013 als Premier zurücktritt, bekleidet der Landesherrscher kein Regierungsamt mehr, doch sei seit seiner Übernahme des Vorsitzes des Georgischen Traums im Mai eine Rückkehr ins Amt nicht ausgeschlossen. Der bis zum 13. Juni amtierende Premierminister Kwirikaschwili diente zuvor als Direktor von Iwanischwilis Kartubank, aus der sich auch andere Regierungsmitglieder rekrutieren. Der populärste Mann Georgiens sei heute Patriarch Elias II., der in der Bevölkerung eine Zustimmungsrate von 90% genieße. Als Saakaschwili in seiner späten Amtszeit zum Neujahrstag nicht mehr in der Sameba-Kathedrale erschien, wozu er protokollarisch verpflichtet gewesen wäre, und seinen Präsidentenpalast in die Sichtachse des Patriarchen auf die Kathedrale baute – gegenüber Boden nannte der Patriarch dies eine "naglost" (Unverschämtheit) – bereitete dies nicht unwesentlich sein politisches Ende vor. Art. 9 der Verfassung betont die tragende Rolle der Kirche für das Land, welche neben der Sprache stets Träger der Identität gewesen ist. Auf Initiative Elias II. begehen die Georgier den 17. Mai als Tag der Reinheit der Familie. Während des Augustkrieges hielt der auch in Rußland hochgeschätzte Patriarch die Tür für Gespräche offen. Obwohl Georgien und Rußland heute keine diplomatische Verbindungen unterhalten, sei die religiöse Verbindung stark.

Die Stabilität Georgiens hänge nicht zuletzt von der Stabilität der kaukasisch-nahöstlichen Region ab, welche auch angesichts des Trends der internationalen Politik, Konflikte einzufrieren, statt sie ausgleichend zu lösen, prekär bleibe. Um ein kriegerisches Wiederaufflammen von Konflikten zu vermeiden, versuche man heute, an diesen möglichst nicht zu rühren und betrachte Friedensverträge nicht mehr als primäres Ziel. Man versuche vielmehr, Konflikte durch wirtschaftliche Beziehungsnetze entschärfend einzubetten. Mit einer Million russischer Touristen, die Georgien jährlich besuchen, verbänden die Georgier die Hoffnung, daß der Konflikt von 2008 nicht wieder ausbreche. Die Verhandlungsbemühungen um die Sezessionsgebiete des Landes seien zwar gegenwärtig nicht sehr aussichtsvoll, doch anders als an der armenisch-aserbaidschanischen Demarkationslinie des Waffenstillstandes, wo monatlich auf beiden Seiten etwa zehn Tote zu beklagen sind, ruhen in Georgien die Waffen. Trotz der Besatzung großer Landesteile bestünden im georgischen Volk jedoch keine Ressentiments gegen Russen, man trenne scharf zwischen Kultur und Politik, und es sei ein Elend, daß die selbstverständliche Kenntnis des Russischen nicht mehr als Geschenk wahrgenommen werde. 2010 erklärte ein Erlaß Saakaschwilis das Englische an allen Schulen zur ersten Fremdsprache, das Russische zur Fakultativsprache. Dies beschneide die Möglichkeit der Verständigung nicht nur mit den nördlichen Nachbarn, sondern auch mit den kaukasischen Nachbarvölkern in der russica lingua franca caucasica, in der sich die von der Hauptstadt ernannten Gouverneure des südgeorgischen Samzche-Dschawachetien mit der Viertelmillion Armenier, welche die Russen im 19. Jh. an der dschawachischen Militärgrenze ansiedelten, bis heute noch verständigen können.

Daß die Armenier in Abchasien nicht nach Tbilissi orientiert seien und der russische Außenminister Lawrow mütterlicherseits Armenier sei, dürfe für die georgisch-armenischen Beziehungen nicht unterschätzt werden. Seit die Eisenbahnverbindung von Erewan nach Sotscha im Sezessionsbürgerkrieg von 1993 unterbrochen wurde, sei Armenien auf georgische Unterstützung angewiesen. Die Verbindung sei zwar nicht herzlich, doch partnerschaftlich.

Angesichts seiner militärischen Ohnmacht wirke Georgien heute durch die von Joseph Nye als soft power bezeichnete kulturelle Ausstrahlung, durch Renommée gleich Frankreich oder Italien. Die Geigerin Batiaschwili und die Pianistin Buniatischwili bespielten weltweit Konzertsäle, in denen die Kompositionen Kantschelis ebenso wie die atemberaubenden georgischen polyphonen Gesänge erklängen, die die Unesco zum Weltkulturerbe erklärte. Solche Strahlkraft übte Georgien schon zu russischen Zeiten aus, als Sowjetmenschen auf ein georgisches Jenseits hofften und Tifliser KP-Chefs versuchten, das für sowjetische Verhältnisse großen Freiraum genießende Land durch die Geschichte zu manövrieren. Als 1978 ein Moskauer Kritiker das georgische Kino als unsowjetisch verriß, sorgte Schewardnadse, seit 1965 Innenminister und 1972 Parteichef Georgiens, für dessen Entlassung. Auch widersetzte er sich der Abschaffung des Georgischen als konstitutionelle Landessprache. Durch Gespräche mit dem Politbüro erreichte er die Erlaubnis, in Georgien den die Glasnost einleitenden Film Monanieba (Reue) zeigen zu dürfen, der auf einer deutschen Montagsdemonstration im Oktober 1989 die Forderung "Reue zeigen" inspirierte. Außerhalb Georgiens befinde sich die größte Sammlung georgischer Filme im Arsenal zu Berlin.

1981 feierten die Georgier den europäischen Fußballpokalsieg Dynamo Tbilissis über CS Jena als nationalen Triumph und verfrühte Bekundung des Unabhängigkeitswunsches. Bekannter als Dynamo ist heute der von Inter Mailand für 16 Mio. € erworbene Kacha Kalandadse, dem seine Vertrautheit mit Iwanischwili einen Wechsel vom Fußball in die Politik erlaubte, zunächst als Energie- und Vizepremierminister, heute als Bürgermeister der Hauptstadt, die unlängst traurige Bekanntschaft erlangte. Als in der vorausgegangenen Woche in einem Club fünf Gäste an einer Überdosis den Drogentod starben, kam es am 15. Mai zu einer Razzia. East meets West in techno beats.

David der Erbauer
Die Schnittstelle Europas und Asiens bestimme seit jeher die georgische Geschichte, welche sich seit der Annahme des Christentums 327 als Martyrium gestalte. Die Georgier träumten von ihrer Glanzzeit, welche in der Erinnerung als Goldenes Zeitalter lebt, das König David der Erbauer (1089-1125) 1121 eröffnete, indem er als Schwert des Messias einen wundersamen Sieg über eine fünffache Seldschukenübermacht errang und Land und Hauptstadt befreite. Seine Urenkelin Königin Thamar die Große (1184-1213) schaffte die Todesstrafe ab und führte Berufungsgerichte ein. Im sie preisenden Recken im Tigerfell erlangte die europäische Literatur ihren damaligen Höhepunkt, Wissenschaft und Gelehrsamkeit erblühten in beiden Akademien und fünfzig Landesklöstern. Als sich die Königin vom ausschweifenden Intriganten Juri Bogoljubski geschieden hatte, warb 1188 Barbarossa für seinen Sohn Friedrich von Schwaben erfolgos um ihre Hand und eine Verbindung zum Heiligen Römischen Reich. Das Goldene Zeitalter beendeten die Mongolen. 1126 färbte das Blut von 100 000 Georgiern die Tifliser Mtkwari rot, als sie sich dem Befehl des Choresmierschahs Dschalal ad-Din verweigerten, auf der Flußbrücke aufgestellte Ikonen zu bespeien.

Durch den Fall Ostroms 1453 vom Westen abgeschnitten, belieferte das Land nun den Orient mit Kriegssklaven und Odalisken. Nachdem Petersburg 1795 beim Einfall Agha Mohammad Khans die im Schutzvertrag von Georgiewsk 1783 zugesicherte Militärhilfe verweigert hatte, zählte das Land zum Zeitpunkt der russischen Annexion 1801 nur noch eine halbe Million Einwohner. Von nun an sollte der georgische Leib der russischen Seele dienen, wie man den General Katharinas der Großen Totleben instruiert hatte. Zu diesem Zweck wurde 1811 die Georgische der Russischen Kirche eingegliedert und 1871 das Georgische an den Schulen abgeschafft. Seit dem 19. Jh. prägte der deutsche Idealismus Generationen von Georgiern, so auch die Väter der 1918 unter deutschem Schirm begründeten, auf die Humboldtsche Idee verpflichteten Universität Tbilissi.

Lawrenti Beria 
Der sowjetischen Anerkennung des unabhängigen Georgiens im Januar 1920 folgte im Februar 1921 der Einmarsch der Roten Armee. Als Kremlchef führte Joseph Dschugaschwili-Stalin zwar die imperiale Politik der Zaren fort und griff vergeblich nach den Dardanellen, doch fand er nach Auskunft seiner Tochter Swjetlana Allilujewa dabei Zeit, die Werke russischer Historiker über seine Heimat zu korrigieren. Seine georgische Herkunft hinderte auch den in Abchasien geborenen Geheimdienstchef Beria nicht daran, im Zuge der Säuberungen von 1937 Zigtausende Georgier zu liquidieren. Im Zweiten Weltkrieg zahlten seine Landsleute mit 350 000 Toten den anteilmäßig höchsten Blutzoll aller Sowjetrepubliken. Der georgischen Erinnerung an Stalin sei Selbstgerechtigkeit nicht fremd. Zwar wolle man mit seiner Hilfe kein Reich restaurieren, doch betrachte man ihn als einen in schlechte Gesellschaft geratenen verlorenen Sohn des Landes, der einen Weltkrieg gewonnen habe.

1991-92 spaltete der von Rudolf Steiner bewegte sprunghafte erste Präsident Georgiens Swiad Gamsachurdia sein Land. Der gerade erschienene Film Vor dem Frühling zeigt seine Flucht in die Berge. Die im damaligen Bürgerkrieg verlorenen Sezessionsgebiete konnten bis heute nicht reintegriert werden. Mittlerweile habe sich das Land, welches das Leben des Vortragenden "bereichert hat", zwar stabilisiert. Doch bange er um die Kulinarik, welcher ein EU-Beitritt schaden könne. Von der legendären georgischen Gastfreundschaft behaupteten böse Zungen, sie diene dem Zweck, Feinde durch Völlerei außer Gefecht zu setzen. Die Tafel der Georgier sei aber ein Gesamtkunstwerk, bei der auch der Fremde vor Trunkenheit nicht die Selbstbeherrschung verlieren sollte. Dieter Boden habe dieses "Fest des Lebens" stets "seelisch und metaphysisch inspiriert".

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Einen Vortrag über die deutsch-georgischen Beziehungen während des Ersten Weltkrieges hielt am 17. Mai im Berliner Zentrum für Literatur- und Kulturforschung der an der Tschawtschawadse-Universiät lehrende Leiter des Georgischen Literaturmuseums Lascha Bakradse, der in Zusammenarbeit mit Memorial das der Aufarbeitung der sowjetischen Vergangenheit verpflichtete SovLab mitbegründete. Seine Forschung, welche die Deutsche Botschaft in Tbilissi zum deutsch-georgischen Jahr 2017/18 ins Deutsche zu übersetzen beabsichtigt, beschäftigt sich mit dem Georgischen Nationalkomitee, das von der Schweiz über das Genfer Konsulat und die Berner Botschaft zu Beginn des Weltkrieges Tuchfühlung mit Berlin aufnahm, um bei einem Sieg der Mittelmächte Unterstützung georgischer Unabhängigkeit zu finden. Anders als die Finnen, die vor 1917 nur die Ende des 19. Jhs. aufgehobene verfassungsmäßige innere Selbständigkeit wiederherzustellen trachteten – die Zar Alexander I. 1809 anerkannte, als ihm der georgischstämmige General Bagration durch eine handstreichartige Überquerung des zugefrorenen Finnischen Meerbusens das Großfürstentum gewonnen hatte – visierten die Genfer Exilgeorgier bereits seit 1913 mit ihrer Zeitschrift Thawisuphali Sakarthwelo (Freies Georgien) ein unabhängiges Land an. Die Neutralität der Eidgenossenschaft und Belgiens boten ihrer Arbeit die besten Voraussetzungen. Die Exilanten nahmen in der Schweiz während des Krieges auch an gegen die Mittelmächte gerichteten Konferenzen teil, welche auf nationale Unabhängigkeit ihrer Völker hoffende Parteigänger der Entente ausrichteten.

An Berlin richteten die Georgier ein Memorandum zur Neutralisierung des Kaukasus, in welchem sie einen Plan eines Bundesstaates vorlegten: ein an das Deutsche Reich angelehntes georgisches Königreich mit einem Monarchen aus europäischem Fürstengeschlecht im Verbund mit armenisch-tatarischen Kantonen im Osten und einer Föderation der Bergvölker im Norden. Der Plan des Fürsten Matschabeli, Aufstände im Kaukasus zu organisieren, entsprach zwar durchaus dem deutschen Wunsch, die Ententemächte durch Fremdvölker zu schwächen. Doch dachte man in Berlin dabei vor allem an einen Dschihad der Muslime. Der Weltkriegsausbruch traf Berlin unvorbereitet. Weder für den Kaukasus noch für andere Weltgegenden waren strategische Planungen ausgearbeitet worden. Selbst die Begründung der Kriegsrohstoffabteilung erfolgte erst auf Initiative Rathenaus am 13. August. Die Vorstellungen von einer gänzlichen globalen Wirtschaftsverflechtung, welche zum Gedeihen aller Länder ihre Gegensätze weltfriedlich entschärfe und Kriege zwangsläufig technisch verunmögliche, wie sie der englische Publizist Norman Angell im vorletzten Jahr der Belle Époque der deutschen Studentenschaft in einem offenen Brief darlegte, entsprachen zumindest den praktischen Vorkehrungen Berlins.

Graf von der Schulenburg
Erst nach dem Kriegseintritt der Pforte sammelten sich im Osmanischen Reich ukrainische u.a. gegen Petersburg und die Entente gerichtete Gruppen. In Anatolien bildeten deutsche Militärs eine Georgische Legion aus, in die autochthone Lasen und Tschweneburebi ("Unsrige"), deren Siedlungsgebiete im osmanischen Herrschaftsbereich lagen, aufgenommen wurden, wofür die Exilanten dem späteren Verschwörer von 1944 Graf von der Schulenburg den Orden der Hl. Thamar verliehen. 1915 brachten deutsche U-Boote Exilgeorgier von Stambul an die kolchische Schwarzmeerküste, darunter den Sumerologen Micheil Zereteli, der Absprachen mit den georgischen Sozialdemokraten traf.


Die Petrograder Februar- und Oktoberrevolutionen beschleunigten die Ereignisse. Sie lösten die georgischen Militärs von ihrem Eid auf den Zaren und führten zum Zusammenbruch der russischen Frontstellungen. Das Deutsche Reich löste sein 1915 geleistetes Versprechen einer Unterstützung georgischer Unabhängigkeit Ende 1917 in einer Garantieerklärung an Georgien ein, welche 1918 in militärischer und diplomatischer Unterstützung des Landes mündete. Im März 1917 bildete sich in Tiflis aus Mitgliedern der Vierten Duma ein Transkaukasisches Sonderkomitee der Petrograder Provisorischen Regierung, das im November durch ein Transkaukasisches Kommissariat ersetzt wurde.
General Kreß von Kressensteins
Dieses untergrub den völkerrechtlichen Status Transkaukasiens gravierend, als es der Einladung Vehib Paschas vom 14. Februar 1918, eine Delegation zu den Verhandlungen von Brest-Litowsk zu entsenden, nicht rechtzeitig nachkam. Stattdessen folgte das Kommissariat der türkischen Einladung zu separaten Friedensverhandlungen nach Trapezunt, welche die meisten kaukasischen Deligierten am 22. März unter Ablehnung der türkischen Bedingung, den Vertrag von Brest-Litowsk anzuerkennen, verließen. Als die Kaukasier das Ultimatum Rauf Beys vom 6. April, den Vertrag binnen 48 Stunden anzuerkennen, verstreichen ließen, überschritten die Türken die einstigen Staatsgrenzen von 1914 und besetzten Batumi.


Der am 10./23. Februar einberufene Transkaukasische Sejm erklärte nun am 22. April die Unabhängigkeit der Transkaukasischen Föderation, welche auf der Basis von Brest-Litowsk um neue Verhandlungen mit der Türkei bat, die am 11./24. Mai in Batumi wiederaufgenommen wurden. Der aserbaidschanische Teil der Delegation erwies sich dabei als vollkommen protürkisch. Am 12. Mai schrieb der Delegationsvorsitzende Akaki Tschenkeli nach Tiflis, Georgien solle seine Unabhängigkeit erklären, um die eigenen Interesssen mit deutscher Unterstützung besser vertreten zu können. Die Georgier erklärten darauf am 26. im Palais des russischen Statthalters die Unabhängigkeit, worauf Aserbaidschaner und Armenier zwei Tage später jeweilige Erklärungen folgen ließen. Das Deutsche Reich erkannte den Staat unverzüglich an. Der bereits vor dem Krieg als Konsul in Tiflis wirkende von der Schulenburg wurde zum deutschen Botschafter ernannt und General von Lossows diplomatische Dienste erwirkten ein Zusatzabkommen zu Brest-Litowsk, in welchem Rußland die deutsche Anerkennung der georgischen Souveränität akzeptierte. Das im Juni 1918 eingetroffene bayerische Jägerbataillon schlug unter Befehl General Kreß von Kressensteins im Verein mit noch schwachen georgischen Kräften die von türkischen Offizieren befehligten Freischärler, die ungeachtet des am 4. Juni in Batumi unterzeichneten Friedensvertrages vorrückten, in Südgeorgien zurück.

Der Waffenstillstand vom 11. November 1918 beendete dieses Kapitel. In Tbilissi zogen die Engländer ein. Churchill lehnte eine georgische Unabhängigkeit jedoch aus strategischen und finanziellen Gründen ab. Als sich die Engländer 1920 in Batumi einschifften und der Union Jack eingeholt wurde, empfand der Nationaldemokrat Rewas Gabaschwili beim Hissen der georgischen Flagge einerseits Freude. Andererseits wußte er, daß er sich nicht lange an ihrem Anblick erfreuen werde. Bald würden die Russen einrücken. Ähnlich zwiespältig empfinde Lascha Bakradse die deutsch-georgischen Hundertjahrfeiern: Die Anteilnahme der Deutschen an der Geschichte seines Landes nehme ab, auf die Übersetzung seines Werkes warte er bis jetzt vergeblich. Eine Erfahrung, die er mit dem Verfasser des Artikels teilt.

Dieter Boden, Georgien: Ein Länderporträt, Ch. Links Verlag 2018.

Lascha Bakradse, Deutsch-Georgische Beziehungen während des Ersten Weltkrieges, Pegasi 2010

Der Historiker Philipp Ammon lebt in Berlin und Tbilissi. 2015 erschien im Kitab-Verlag «Georgien zwischen Eigenstaatlichkeit und russischer Okkupation: Die Wurzeln des russisch-georgischen Konflikts vom 18. Jahrhundert bis zum Ende der ersten georgischen Republik».

Friday, November 17, 2017

CHARITY-PROJEKT: Vom Kaukasus zum Königsstuhl. Martin Fluch - 4.500 km auf Cross-Skates von Georgien bis nach Deutschland.

Ein gemeinsames Charity-Projekt von Martin Fluch und der Kaukasischen Post

Seit Februar 2013 ist Martin Fluch Deutsch-Lehrer in Batumi/Georgien. Sein Arbeitsverhältnis mit der Schule Euro 2000 endet im Juni 2018. Die Rückkehr nach Eppelheim/Heidelberg, wo er wohnt, will er mit Cross-Skates in maximal 90 Tagen (inklusive der eingeplanten Erholungspausen auch für Presse- Foto- und Filmtermine) über die Türkei, Griechenland, Bulgarien, Serbien, Ungarn und Österreich bewältigen. Es soll eine langsame Wieder-Annäherung an Deutschland werden und eine ebensolche Entfernung aus Georgien. Und ist nebenbei auch ein völkerverbindender Lauf während des vom Auswärtigen Amt offiziell ausgerufenen Deutsch-Georgischen Jahres.

Erfahrungen aus früheren sozialgeprägten Sportprojekten - einer Kanu-Tour über die gesamte Donaustrecke von der Quelle bis zur Mündung (2811 Km) und einem Langstreckenlauf über 885 Kilometer und 2 Gebirgspässe über 3000 Meter in 11 Tagen durch Kirgistan - liegen diesem neuen Vorhaben des ambitionierten Ausdauer-Sportlers zugrunde.

So soll auch dieser Lauf einem gemeinnützigen Zweck dienen – Charity-Partner ist die Kinderkrebshilfe des georgischen Solidarity Funds zusammen mit der Uni-Kinder-Klinik Freiburg, wobei dem Läufer selbst keine großen Privatkosten entstehen sollten.
 
Medien-Partner: Kaukasische Post, rainer.kaufmann@erkanet.de
Ausrüster: boss sports, Stettiner Str. 24, 76356 Weingarten(Baden), Tel.: +4972442059888










Finanzierung und Charity:
Pro Tag ist ein Budget von 50,-- € fest eingeplant, in der Summe € 4.500,--. Dazu eine Reserve für unvorhergesehene Ausgaben von € 1.000,--. Das Geld soll durch Sponsoring aufgebracht werden. Aufgerufen sind Firmen und Privatpersonen, sich mit einem Tagessatz von € 1,-- bis € 25,-- zu beteiligen.

“Grenzen für eine Spende sind weder nach oben noch nach unten gesetzt.“

Platin-Sponsor: € 25,-- pro Tag = € 2.250,--
großes Logo auf allen Veröffentlichungen, sofern machbar Sonder-Termine mit Presse, Verlinkung auf Webseite

Gold-Sponsor: € 20,-- pro Tag = € 1.800,--
großes Logo auf allen Veröffentlichungen, Verlinkung auf Webseite

Silber-Sponsor: € 15,-- pro Tag = € 1.350,-- <
mittel großes Logo auf allen Veröffentlichungen, Verlinkung auf Webseite

Bronze-Sponsor: € 10,-- pro Tag = € 900,--
kleines Logo auf allen Veröffentlichungen, Verlinkung auf Webseite

Premium-Supporter: Tagesbeiträge von mindestens € 1,-- (90 Euro).

Unterstützer: Beiträge ab 10 Euro

Alle Sponsoren und Unterstützer werden namentlich auf der Webseite gelistet (nach Wunsch mit Höhe der Spende).

Charity-Partner:
Kinderkrebshilfe des georgischen Solidarity Funds zusammen mit der Uni-Kinder-Klinik Freiburg

Charity-Beitrag: 25 % der Sponsoring-Beiträge gehen sofort direkt an die Kinderkrebshilfe, dazu alle erzielten Überschüsse. Die eingespielten Tagessätze werden für jeden Tag, den Martin Fluch früher in Heidelberg ankommt als geplant, in voller Höhe an die Kinderkrebshilfe weitergeleitet. Je mehr Spenden eingehen, umso größer werden die prozentualen Sponsoring-Beiträge.

Rechenbeispiele: Wenn 5.000,- Euro gesponsert werden, gehen 1250 Euro an den Solidarity-Fond, das fehlende Geld für den Lauf trägt der Läufer selbst. Bei 7.000 Euro könnten schon mindestens 2000 Euro an die Kinderkrebshilfe gehen (knapp 30%)

Ab 10.000 Sponsoring erhöht sich der Charity-Beitrag auf ca. 50%.
Mit jedem Tag, den Martin Fluch das Ziel früher als die angesetzten 90 Tage erreicht, erhöht sich die Spendensumme an die Kinderkrebshilfe ebenfalls.

Die Kaukasische Post hat ein Sonderkonto eingerichtet, wird die Beiträge der Sponsoren und Unterstützer verwalten und nach der Reise eine transparente Abrechnung erstellen.

Spendenquittungen können – nach Wunsch - ab einer Höhe von 200 Euro ausgestellt werden.

KaPost Kinderkrebshilfe Georgien
Sparkasse Kraichgau
IBAN: DE48 6635 0036 0018 2986 89
BIC: BRUSDE66XXX

Medien-Partner Kaukasische Post:
Die Kaukasische Post begleitet das Projekt als Medienpartner mit einer eigenen Webseite ab Dezember 2017. In ihr werden Vorbereitung und Streckenverlauf dargestellt, ebenso wird während des Laufs regelmäßig in Bild, Text und Video über den Verlauf berichtet. Auf der ganzen Strecke wird außerdem intensive Medienarbeit betrieben.

Geplant sind über die Fahrt noch eine TV-Dokumentation und ein Buch zu produzieren.

Ausrüster:
boss sports
Stettiner Str. 24, 76356 Weingarten (Baden), Deutschland
Telefon: +49 7244 2059888

Susanne Boss

Kontakt:
Rainer Kaufmann
Kaukasische Post
rainer.kaufmann@erkanet.de

Tuesday, May 02, 2017

AUSSTELLUNG: "Vom Zauber der Realität" eröffnet - Kunstwerke von Rusudan Khizanishvili und Brigitte J. Schaider im Kunsthaus Summerau. Von Olaf E. Jahnke (schwaebische.de)





(schwaebische.de) Rusudan Khizanishvili, und Brigitte J. Schaider haben am Freitag zur Vernissage nach Summerau geladen und etliche Kunstinteressierte sind gekommen. Sie haben sich mit Zauberei und Musik eingestimmt, ein humorvolles Grußwort gab’s von Hans Peter Vollmer.

Khizanishvili ist aus New York angereist und sagt zu ihrer Kunst: „Die Leinwand ist eine Verbindung zu einer phantastischen Welt, in der alle Menschen, Tiere, Pflanzen und Gegenstände Wesen sind.“ Die Georgierin hat 21 Gemälde mitgebracht, die mit kräftigen Farben, vielschichtiger Darstellung, fabelhaften Tierwesen und abstrakter Realität beeindrucken. „Ob Venedig, Wien, New York – oder Summerau, ich schätze die unterschiedlichen Begegnungen, das Interesse an meiner Kunst.“ Zuhause in Tiflis heiße es dann wieder malen, malen, malen. Sehenswert ist nicht nur die Kunst der Georgierin – auch Schaider, die inzwischen ebenfalls international ausstellt, zeigt vielschichtige Darstellungen zum Thema Realität ganz unterschiedlicher künstlerischer Genres.

Die Ausstellung ist bis zum 5. Juni zu sehen und ist samstags, sonn- und feiertags von 11 bis 16 Uhr geöffnet.

Links:
rusudan-khizanishvili.com
instagram.com/rusudan khizanishvili
facebook.com/Rusudans-Art-Studio
www.saatchiart.com/rusa
canvas.saatchiart.com/one-to-watch/rusudan-khizanishvili

Mehr zu dieser Ausstellung von Olaf E. Jahnke: schwaebische.de/Vom Zauber der Realität

Infos zum Kunsthaus Summerau gibt’s unter www.summerau.eu


Zur Zeit auch noch bis zum 17. Mai: Anatoly Burykin & Rusudan Khizanishvili in der Galerie am Roten Hof in Wien

Saturday, October 25, 2014

VIDEO: "Warum Deutsch?" mit Zurab Shevardnadze - "Gardenia“, die etwas andere Gärtnerei – mit Hang zur Verfremdung und Liebe zum Detail (geschaeftsideen-fuer-entwicklung.de)


 

Der Erste seiner Zunft in Georgien

2008 betritt Zurab Shevardnadze Neuland in Georgien. Am Rande der Hauptstadt Tiflis eröffnet er die erste Gärtnerei des Landes. Sie bekommt den Namen „Gardenia“. Heute hat der 33-Jährige eine Handvoll Konkurrenten. Doch die meisten sind ihm wohlgesinnt. Denn Shevardnadze war ihr Lehrer.


Zurab Shevardnadze
Zurab Shevardnadze
Jeden Morgen um acht Uhr öffnet Shevardnadze die Tore zu seiner Freiluftgärtnerei – wenn man von Gärtnerei sprechen kann. Denn wer diesen Ort betritt, wähnt sich in einem verwun-schenen Märchengarten. Zwischen groß gewachsenen Bäumen und bunten Blumen haben Kräuter, Stauden und auch ausrangierte Alltagsgegenstände ein Plätzchen gefunden. Da sind zum Beispiel ein alter weißer Klavierflügel, der nun als Springbrunnen seinen Dienst tut, oder ein paar Gummistiefel, die zu Blumentöpfen geworden sind.

Es ist kein Wunder, dass Shevardnadzes Gärtnerei nicht nur Pflanzenliebhaber anzieht. Sie ist mittlerweile auch ein beliebter Ort für Foto-Shootings. Geld verdient der Gärtner aber nicht nur mit dem Verkauf von Blumen, Kräutern, Bäumen und Gemüse, sondern er berät auch Gartenbesitzer. Auf Wunsch pflegt er auch fremde Gärten. Beim weiteren Gang durch die Gärtnerei sticht noch ein blaues Häuschen ins Auge, von dem man dann auch noch wissen möchte, was es damit auf sich hat. „In dem schlafe ich während der Sommermonate. Wenn ich denn schlafe“, sagt der Gärtner. „Mein Arbeitstag beginnt um sechs Uhr und endet gegen 19 Uhr. Danach kommen Freunde und wir feiern das Leben.“

Inspiration in Deutschland

http://www.geschaeftsideen-fuer-entwicklung.de/wp-content/uploads/2013/04/georgien-zurab-2-608x275.jpg
Im Sommer wohnt Zurab Shevardnadze inmitten seiner Pflanzen.
Schon sein Großvater war Gärtner, allerdings aus Liebe, im eigenen Garten, und nicht von Beruf. Shervardnaze vereint beides und hat sich mit seiner eigenen Gärtnerei seinen Kind-heitstraum erfüllt. In Tiflis studierte er zunächst Biologie und Botanik. Das Praxiswissen hat er sich in Deutschland angeeignet. 1999 traf er auf einem Botanik-Workshop in der georgischen Stadt Batumi auf deutsche Botaniker. Seitdem war er rund vierzigmal in Deutschland. Er absolvierte unterschiedliche Praktika, unter anderem in den botanischen Gärten in Mün-chen und Bonn sowie im Palmengarten Frankfurt. Doch nie blieb er länger als drei Monate am Stück. „Dafür war das Heimweh zu groß“, bekennt Shevardnadze. „Einige der Gärtner, die ich in Deutschland kennengelernt habe, zähle ich heute zu meinen engsten Freunden. Ohne sie und ohne die Erfahrungen, die ich in Deutschland sammeln konnte, hätte ich den Schritt zur eigenen Gärtnerei vermutlich nicht gewagt.“

Nachwuchs ausbilden


Die Philosophie von Zurab Shevardnadze: Die Leidenschaft zum Beruf machen und das Leben feiern.
Denn in Georgien gab es nicht nur keine Gärtnereien, sondern auch keine anderen Gärtner, mit denen sich Shevardnadze fachlich hätte austauschen können. „Das war eigentlich die größte Hürde auf dem Weg zur Selbstständigkeit“, meint Shevardnadze rückblickend. Um diesen Zustand zu beenden, begann er, selbst auszubilden. Vor sieben Jahren, noch bevor er seine eigene Gärtnerei eröffnete, gründete er mit finanzieller Unterstützung der georgischen orthodoxen Kirche eine eigene Gärtnereischule. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe zu seiner Gärtnerei. An der Schule ließen sich allein im letzten Jahr rund 270 Schüler zum Gärtner, Floristen oder Gartendesigner ausbilden. Viele von ihnen zieht es für ein Praktikum in Shevardnadzes magische Gärtnerei nebenan.

Dort arbeiten mittlerweile auch zwölf Festangestellte sowie acht saisonale Mitarbeiter. Das klingt wie eine richtige Erfolgsgeschichte, fast wie ein Märchen. „Aber der Weg dorthin war steinig“, sagt der Unternehmer. Eisern versuche er zum Beispiel, jeden Morgen pünktlich um acht Uhr mit der Arbeit zu beginnen, denn Pünktlichkeit sei in Georgien keine weitverbreitete Tugend. „Ich will und muss ein Vorbild sein für meine Mitarbeiter.“

Etwas wirklich wollen und dafür kämpfen

Shevardnadze ist davon überzeugt, dass Georgien sich besonders gut eignet, um sich als Unternehmer zu versuchen. Denn es gibt jede Menge Sektoren, die in Georgien noch uner-schlossen sind, allen voran die Landwirtschaft. Der Gärtner kommt ins Schwärmen: Kräuter könne man hier anbauen oder aber auch Schnittblumen. Und für das Imkereiwesen sei Ge-orgien sowieso ein Paradies, ganz zu schweigen von der Herstellung von Säften. „Was jedoch vielen hier fehlt, sind Eigeninitiative und Gründergeist, etwas wirklich wollen und dann auch dafür kämpfen.“

Auf die Frage, was Shevardnadze mit seiner Freiluftgärtnerei eigentlich in den Wintermonaten macht, antwortet er lachend: „Uns wird es nie langweilig, auch im Winter nicht. Da werden dann Körbe geflochten, Decken für den Haushalt genäht und das Gewächshaus bestellt. An Arbeit fehlt es hier nie.“

Quelle: geschaeftsideen-fuer-entwicklung.de

Friday, August 01, 2014

FILMSTART: Die langen hellen Tage (Grzeli Nateli Dgeebi / In Bloom). Ein Film von Nana Ekvtimishvili & Simon Groß am 21. August in Deutschland

Kinostart: 21. August 2014 



Der georgische Film "Die langen hellen Tage" kommt am 21. August in die deutschen Kinos. Er war sensationell erfolgreich auf den Filmfestivals der ganzen Welt und auch der georgische Beitrag für die Oscars 2014. 


Auf dielangenhellentage.wordpress.com gibt es den Trailer und Informationen.


DielangenhellenTage1


Deutschland/Frankreich/Georgien 2013 – 102 Minuten – georgisch mit dt. oder engl. Untertiteln / dt. Synchronfassung
Aspect ratio: 2.35:1/ Sound: 5.1 Dolby SRD
Georgischer Beitrag zu den Academy Awards (Oscars) 2014
C.I.C.A.E. Art Cinema Award – Berlinale 2013
Best Film/Best Actress – Sarajevo Film Festival
FIPRESCI Prize/Golden Firebird – Hong Kong Intl. Film Festival
New Auteurs Award for Personal Storytelling – AFI Fest
Special Jury Prize – Montreal Film Festival
Grand Prize – TOKYO FILMeX
Der Festival Renner des Jahres 2013 – international ausgezeichnet mit 28 Preisen.

Pressekontakt
Greenhouse PR, Berlin
Silke Lehmann / Almut Wilmes
Tel. 0151-68100088 / 0170-6899768
lehmann@greenhouse-pr.com / wilmes@greenhouse-pr.com

Verleihkontakt
BeMovie Medienproduktion und VertriebGmbH
Burkhard Voiges / Verena von Stackelberg
Zeughofstraße 20 • 10997 Berlin
Tel. 030 85 61 88 51
E–Mail voiges@be-movie.de / verenavonstackelberg@gmail.com
www.dielangenhellentage.wordpress.com


Die langen hellen Tage

Vor der Kulisse des postsowjetischen Georgiens beschreibt der Film mit virtuoser Erzählkraft, starken Bildern des Kameramanns Oleg Mutu und musikalischem Rhythmus die prägenden Veränderungen im Leben zweier Mädchen im Teenageralter.

Die besten Freundinnen Eka und Natia werden zu jungen Frauen während der langen, hellen Sommertage 1992 in der Stadt Tiflis. Sie leben in einer Welt, in der eine geschenkte Pistole als ein Zeichen der Zuneigung verstanden wird, ein Heiratsantrag mehr wie eine Entführung wirkt und in der Liebe und Lebensgefahr nicht weit voneinander entfernt sind. Inmitten einer vom Bürgerkrieg gebeutelten patriarchalischen Gesellschaft, in der selbst die eigenen Eltern als Vorbild kläglich versagen, wissen sie sich zu behaupten und schließlich die Kette der Gewalt ganz ohne fremde Hilfe zu durchbrechen.

Autorin und Ko-Regisseurin Nana Ekvtimishvili basierte Ekas und Natias Geschichte auf den Erinnerungen an ihre eigene frühe Jugend im Tiflis der 90er Jahre und stellt in ihrem fesselnd erzählten Film weibliche Identität und den Bruch mit veralteten Werten in den Mittelpunkt, wobei sie zusammen mit Ko-Regisseur Simon Groß einen klaren Blick für fein nuancierten Witz und selbstbewusste Darstellungen behält.

Die Regisseure greifen ernste Themen auf, die sie mit emotionaler Wucht, aber auch mit ruhiger Zurückhaltung darstellen. Gleichzeitig haben sie gekonnt die besondere, bezaubernde Atmosphäre der heißen, langen, hellen Sommertage Georgiens eingefangen. 


 
INHALT

Tiflis, Georgien 1992. Die Sowjetzeit ist vorüber, Georgien ist auf sich selbst gestellt. Der Abchasien Konflikt droht zu eskalieren und ein Bürgerkrieg beutelt das Land. Für die 14-jährigen Mädchen Natia und Eka geht die Kindheit zu Ende. Die besten Freundinnen sind ganz normale Teenager, die Spaß haben, gegen ihre Lehrer rebellieren, heimlich rauchen und unanständige Lieder singen. Doch ihr Alltag bringt auch Unsicherheit und Zukunftsängste mit sich. Ekas Vater ist im Gefängnis und Eka zieht sich mehr und mehr von ihrer Mutter und der älteren Schwester zurück. Auch in Natias Familie gibt es große Probleme: ihr Vater ist Alkoholiker und ihre Eltern streiten ununterbrochen miteinander.

Natia, die bereits Männersehnsüchte weckt, bekommt von ihrem sensiblen jungen Verehrer Lado eine Pistole geschenkt, zur eigenen Verteidigung in einer von Testosteron dominierten Umgebung. Natia gibt die Waffe wiederum Eka, die täglich auf ihrem Heimweg von Nachbarsjungen schikaniert wird. Aber als Eka Zeugin wird, wie einer ebendieser Jungen zusammengeschlagen wird, zieht sie die Pistole und verteidigt ihn. Auf diese Weise macht sie aus einem Feind einen potentiellen Verbündeten. 


Die Freundschaft erfährt eine harte Prüfung, als Natia von ihrem aggressiven Verehrer Kote entführt wird (Anm.: Brautentführungen waren eine Tradition, die im Georgien der 1990er Jahre noch existierte) und in die Heirat einwilligt. Auf der Hochzeit gibt Eka die Waffe zurück an Natia, da sie sie nun dringender zu brauchen scheint. Enttäuscht von der schwachen Entscheidung ihrer Freundin tritt Eka in die Mitte der Hochzeitsgesellschaft und präsentiert sich mit einem traditionell nur von Männern aufgeführten Tanz von betörender Kraft. Alle ihre Gefühle über die verhärtete Gesellschaft, ihr neu gewonnenes Bewusstsein weiblicher Macht und ihre Loyalität Natia gegenüber sind in diesem Tanz enthalten. (Gefilmt in einer einzigen atemberaubenden Einstellung von Kameramann Oleg Mutu: 4 Months 3 Weeks 2 Days; The Death of Mr. Lazarescu).

Im Verlauf des Films vermutet Eka, dass ihr Vater in den Mord am Vater ihres Klassenkameraden Kopla verwickelt ist und weigert sich, ihn im Gefängnis zu besuchen. Derweil wächst Natias Unzufriedenheit: das Zusammenleben mit dem herrischen Kote und dessen Eltern in einer winzigen Wohnung ist schwierig. Sie will ihren Mann nicht bedienen und streitet ununterbrochen mit ihren Schwiegereltern. An Natias Geburtstag gehen die Mädchen zurück in ihr altes Zuhause, wo Natias Großmutter liebevoll ein Festmahl zubereitet hat.

Während sie auf dem Balkon sitzen, ihr Essen und den guten Wein genießen, hören sie von unten Musik und rennen hinunter. Lado, Natias früherer Verehrer, ist mit einem alten Mann gekommen, der ein Liebeslied spielt. Natia und Lado sehen sich tief in die Augen, als plötzlich Kote mit seiner Gang auftaucht und Natia sofort nach Hause schickt. Wenig später verfolgt die Gang Lado durch die engen Straßen von Tiflis...

INTERVIEW & STATEMENT DER REGISSEURE

Zwei leidenschaftliche Filmemacher treffen sich in Deutschland – er Berliner, der an der HFF München studierte, sie Georgierin, die an der HFF Potsdam studierte. Sie hätten einfach in Berlin bleiben können. Stattdessen entschieden sie sich vor fünf Jahren, in Nanas Heimatstadt Tiflis zu ziehen. "Dort ist noch nicht alles im Überfluss vorhanden", sagt Simon Groß, "unbeackertes Terrain". Ein Vorteil für das Vorhaben der beiden, neben dem Filmemachen eine Eisdiele zu eröffnen. Der Plan ist mehr als aufgegangen: inzwischen sind sie stolze Besitzer eines kleinen Eisdielen-Imperiums mit vier Filialen und im Sommer 70 Mitarbeitern.

Die beiden Tätigkeiten sind für Simon Groß ebenso wenig Gegensätze wie Kunst und Kommerz. Das Wissen aus der Businesswelt kam den beiden bei der Selbstvermarktung ihres ersten großen, gemeinsamen Filmprojekts Die langen hellen Tage zugute. Sie treffen mit dem Film auf einen Nerv: hier sind junge Mädchen in der Lage, die oberflächliche Schicht überkommener Werte einer Gesellschaft zu überwinden.

Universelle Botschaft & aktueller Bezug

Eine Gesellschaft an der Schwelle zum Wandel, in Unruhe und Chaos, ist universell verständlich, weil solche Situationen auch heute noch unsere Welt erschüttern, gerade wird uns dies durch die Ukrainekrise schmerzlich bewusst – gesehen durch die Augen zweier liebenswerter und ungestümer junger Mädchen. Der Film ist zugleich eine Coming-of-Age-Geschichte und eine Metapher für positiven Wandel, für Widerstand und nicht zuletzt für die Macht der Frauen.

Nana Ekvtimishvili und Simon Groß über die Entstehung des Films und die Gedanken, die dahinterstecken

Die Geschichte ist von Nanas persönlichen Erinnerungen an ihre Jugend in den unruhigen frühen 90er Jahren in Georgien inspiriert. Wir dachten über den Bezug zwischen jungen Menschen nach und den kulturellen Kontext, in dem sie leben. Für uns war der Film eine Reise in die Vergangenheit und ein Blick in die Zukunft. Was kann als Teil einer Kultur akzeptiert werden und wo ist die Grenze, an der Kultur ein bestimmtes Verhalten nicht mehr rechtfertigen kann?

Ein Teenager ist ein Teenager, egal aus welchem Land er kommt. Alle Teenager haben eines gemeinsam: sie suchen. Unsere Charaktere suchen nach ihrer weiblichen Identität in einer Umgebung, die oft voller Gewalt und Rache ist. Sie hinterfragen, ob Liebe es rechtfertigen kann, jemanden zu töten. Die Antwort ist: natürlich nicht. Aber was, wenn du mit dieser Frage konfrontiert wirst und du hast nur vierzehn Jahre Lebenserfahrung, und du lebst in einem Land, das in Chaos, Anarchie und Selbstjustiz versinkt? Wo sind da deine Vorbilder und welche Werte können dir helfen zu überleben?

Der Krieg, die willkürlichen Ausbrüche der Gewalt, das war omnipräsent damals im georgischen Alltag. Wir wollten dies durch Radionachrichten, Bewaffnete auf der Straße und Aspekte in der Handlung, die im Hintergrund ablaufen, zeigen. Dass Natia eine Pistole geschenkt bekommt, überrascht den Zuschauer, Natia hingegen überhaupt nicht. Eka vermutet im Film, dass ihr hinter Gittern sitzender Vater etwas mit dem Tod des Vaters ihres Klassenkameraden Kopla zu tun hat. Lado wird, da er Rivale eines unzufriedenen Liebenden ist, angegriffen. Beides ist für uns heute undenkbar, damals war es aber recht alltäglich.

Die universellen menschlichen Eigenschaften dieser beiden Mädchen und die Leidenschaft und Tiefe der Charaktere und auch der Schauspielerinnen, die sie darstellen, das sind die Säulen, auf denen unser Film steht und die es ermöglichen, die Geschichte auf die Leinwand zu bringen.

...über die Zusammenarbeit mit dem Kameramann Oleg Mutu

Wir wollten helle, warme Bilder, ein Frühlingsgefühl und keine düstere, kalte Umgebung, die man normalerweise im Kopf hat, wenn man an diese Zeit in Georgien zurückdenkt. Und wir wollten nicht einfach die Geschichte erzählen. Wir wollten das Publikum den Charakteren folgen lassen. In Oleg Mutus früheren Arbeiten erkannten wir, dass er als Kameramann die Charaktere absolut fühlt und es ihm gelingt, ihnen auf eine authentische, sehr intuitive Art nahezukommen. Oleg kopiert sich in seiner Arbeit für verschiedene Regisseure nie. Er ist immer auf einer Wellenlänge mit dem Schauspiel, dem Raum, der Geschichte. In unserer Art den Film zu gestalten, sind die Szenen genau durchchoreographiert und nur geschnitten, wenn unbedingt nötig. Stattdessen haben wir Wert darauf gelegt, für jede Szene den richtigen, individuellen Blickwinkel zu finden. Improvisation am Set war deshalb ein großer Teil der Arbeit. Der Zuschauer merkt am Ende oft nicht, dass viele Szenen auf diese Weise wirklich in einer einzigen Einstellung gedreht sind, weil ihn das Handeln der Charaktere intensiv beschäftigt.

... über den Prozess des Castings

Es war ein langer Prozess. Wir haben hauptsächlich Laiendarsteller gesucht und das überall. Wir waren in 100 Schulen. Wir sehen im Film viele Schulkinder und Menschen, die z. B. in der Brotschlange stehen. Das Casting war das Anstrengendste in der ganzen Vorbereitungszeit. Lika (Eka) fanden wir in einer Schule in Tiflis und Mariam (Natia) sahen wir einfach auf der Straße. Die beiden Mädchen sind sehr verschieden und waren von Anfang an voneinander fasziniert. Sie mochten sich sofort sehr, das war das Wichtigste! Die Laiendarsteller hatten kein Skript, sondern wir sprangen von Szene zu Szene, in denen sie mit uns jeden Satz im Vorfeld intensiv probten.

...über die Resonanz auf ihren Film

Auf Festivals der ganzen Welt bekamen wir sehr viel Feedback. Der Film ist bereits in Frankreich, Belgien und den Niederlanden im Kino und gerade kommt er in England, USA und Australien heraus, und auch in Russland und Ungarn. In Georgien selbst war der Film ein großer Erfolg. Wir haben nur drei Kinos in Tiflis. In zweien von ihnen lief er und es kamen Menschen, die sonst nicht ins Kino gehen. Unvorstellbar, dass allein in diesen beiden Kinos mehr als 27.000 Menschen den Film gesehen haben! Sie sahen den Film und begannen über ihre eigenen Erlebnisse in dieser Zeit zu reden. Viele schrieben uns oder kamen zu uns, Menschen ganz verschiedenen Alters.

Die Kritiken in anderen Ländern waren sehr gut. Die Leute fingen an, über eine "New Wave" in Georgien zu reden, über das georgische Kino, die Geschichte, die Kultur. Viele Cineasten erinnerten sich an die früheren großen georgischen Filme, besonders die aus den 70ern. Eine Sache war trotz der Unterschiede von Geschichte und Mentalität der Länder allen Zuschauern gemeinsam: sie verliebten sich in unsere beiden Hauptfiguren Eka und Natia.

(Der Text beinhaltet Auszüge aus einem Interview mit Cinema without borders.)

PRESSESTIMMEN

"Ein überzeugendes und originelles Porträt einer Gesellschaft im Umbruch, eine Coming-of-Age-Geschichte mit einer exzellenten Kameraführung, hervorragenden Gestaltungsmitteln und einer erstaunlichen Besetzung."
(Jury des goEast – 13. Festival des mittel- und osteuropäischen Films)

"Vieles in diesem unaufdringlich feministischen Film beleuchtet das Zurückdrängen einer patriarchalischen Gesellschaft durch eine neue Generation von Mädchen."
(Betsy Sharkey, Los Angeles Times)

"Das Thema mag schwierig erscheinen, aber der Film hat eine außerordentliche Leichtigkeit, mit Momenten scharfsinnig beobachteter Komik, die Raum machen für kühne Tanzdarbietungen im Schatten eines sich aufbauenden Unheils."
(Mark Kermode, The Guardian)

"Dieser intelligente, delikat schmerzvolle Film punktet durch eine einnehmende Handlung mit starkem, berührendem Spiel seiner beiden Hauptdarstellerinnen. Er ist außerdem ein visuelles Vergnügen: keifend für Brot Anstehende sowie würdevoll blasse georgische Mädchen fängt das Auge des großartigen Kameramanns Oleg Mutu virtuos ein."
(Jenny McCartney, The Telegraph)

"...die prägende Tugend des Films ist seine Art, unsere Erwartungen gezielt zu untergraben: Ein 14-jähriges Mädchen wird im Alleingang das Drehbuch neu schreiben, das die Gesellschaft ihr übergab... Ohne manipulativ oder oberflächlich zu sein legt der Film uns nahe, dass ein trostloser Teufelskreis der Gewalt gebrochen werden kann und dass ein scharfsichtiges Mädchen die Hauptrolle dabei spielen wird."
(The Same Cinema Every Night)

"Der georgische Film Die langen hellen Tage hat genug in petto um als ein enorm ausgeprägtes und individuelles Werk hervorzustechen. (...) Er ist wunderbar besetzt, seine Hauptdarstellerinnen machen einen intensiven, aber ungezwungenen Eindruck auf der großen Leinwand, Babluani versprüht ihren intelligenten Trotz und hat eine atemberaubende Szene, in der sie einen traditionellen Tanz mit kaltblütigem Stil aufführt, der in einer einzigen, langen Kamerafahrt gefilmt ist (...). Die langen hellen Tage bleibt auf jeden Fall im Gedächtnis haften."
(Jonathan Romney, Screen Daily)

Friday, February 28, 2014

CALL FOR APLLICATION: Study Tour On Commemorative Cultures To Germany

Robert Bosch Foundation organises study tour on commemorative cultures to Germany from 3-10 May for representatives of NGOs working on the topic of commemorative cultures and journalists who have been covering related issues to participate in this project

Since 2009, the Robert Bosch Stiftung has organized several study visits to Germany for representatives of civil society organizations and journalists from Southeast Europe on the topic of commemorative cultures. Encouraged by the success of the visits, we are now preparing another study tour on commemorative cultures to two German cities from May 3 to May 10, 2014. For the first time we will invite PARTICIPANTS from SOUTHEAST EUROPE as well as from the SOUTH CAUCASUS.
Participants will be chosen based on the submitted application.
Travel and accommodation costs as well as all other related expenses will be covered by Robert Bosch Stiftung.

PLEASE LET ME KNOW IF INTERESTED AND I WILL SEND YOU MORE DETAILS or CONTACT Ms. HUST.

Applications have to be submitted by March 19, 2014 via email to barbara.hust@bosch-stiftung.de.

Thursday, February 27, 2014

FRANKFURTER BUCHMESSE: Gastland 2018 ist Georgien (boersenblatt.net)

in english >>>

(boersenblatt.net) In Berlin wurden heute, am 27. Februar, die Verträge für den Ehrengastauftritt Georgiens auf der Frankfurter Buchmesse 2018 unterzeichnet. Neben dem 'jungen' Buchmarkt, mache die Energie im gesamten Kulturbereich wie Film und Musik das Land interessant, begründet die Frankfurter Buchmesse die Auswahl.

Zur Unterzeichnung kamen der georgische Kulturminister Guram Odisharia (Ministry of Culture and Monument Protection of Georgia), der georgische Botschafter Lado Chanturia und Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, zusammen.

Georgien sei ein Kulturland auf der Kreuzung zwischen Orient und Okzident. Nicht nur der Buchmarkt, der sich in einem stetigen Prozess der Professionalisierung befinde, sondern auch die Energie im gesamten Kulturbereich wie Film und Musik machen das Land interessant und trugen zur Auswahl als Gastland 2018 bei, heißt es in der Presseinformation der Frankfurter Buchmesse. Geplant wird der Auftritt zunächst beim georgischen Kulturministerium, das bei der Organisation eng mit der Anlaufstelle für Übersetzungsförderung und dem Verleger- und Buchhändlerverband zusammenarbeiten wird.

"Wir freuen uns sehr, dieses kulturell aufregende Land 2018 als Gast begrüßen zu dürfen", sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. "Gerade weil wir zuvor noch nie mit einem derart 'jungen' Buchmarkt kooperiert haben, erscheint es uns besonders reizvoll in den nächsten vier Jahren die georgische Publikations-Szene bei den Vorbereitungen begleiten zu können."

Zum georgischen Buchmarkt

Mit rund 70 Verlagen, 100 Buchhandlungen und zehn Großhändlern ist der Buchmarkt Georgiens eher klein, so die Frankfurter Buchmesse, aber die Professionalisierung und auch ein stetiges Wachstum sind zu verzeichnen.

Die Anzahl der verfügbaren Exemplare hat sich von 2008 auf 2011 fast vervierfacht (Gesamtauflagen 2011: 7,7 Millionen). Der Jahresumsatz auf dem Buchmarkt lag in 2011 bei etwa 20 Millionen Euro. Derzeit erscheinen jährlich circa 3.500 neue Titel. Das Kinderbuch (28 Prozent) und Belletristik (26 Prozent) machen den Großteil des Umsatzes aus. Ein Wachstumsmarkt für die Verlage sind Schulbücher. Knapp 600 Titel werden jährlich aus verschiedenen Sprachen ins Georgische übersetzt (2012). Deutsche Verlage verkaufen derzeit etwa 20 bis 30 Lizenzen pro Jahr nach Georgien. In Deutschland sind die georgischen Schriftstellerinnen Nino Haratischwili (Hotlist – Buchpreis der unabhängigen Verlage für "Mein sanfter Zwilling") und Tamta Melaschwili (Deutscher Jugendliteraturpreis 2013 für "Abzählen") bereits bekannt.

Ehrengast-Programm auf der Frankfurter Buchmesse

Seit Begründung des Ehrengast-Programms auf der Frankfurter Buchmesse 1976 haben sich bis 2013 bereits 29 Länder und Kulturregionen präsentiert. 2014 ist Finnland (Motto: Finnland. Cool.) Ehrengast, gefolgt von Indonesien im Jahr 2015.

Wednesday, February 12, 2014

LESUNG: Begegnung mit dem deutsch-georgischen Schriftsteller und Philosophen Giwi Margwelaschwili am 13. Februar um 19:00 Uhr im Schriftstellerhaus in Tbilissi

Giwi Margwelaschwili
© Cordula Giese
Der Giwi-Margwelaschwili-Preis 2014 geht an Lascha Bakradse 

Preisverleihung
14.02.2014, 19:00 Uhr
Georgisches Schriftstellerhaus, Machabelistr. 13
Deutsch und Georgisch
Eintritt frei


Am Vorabend der Verleihung des Giwi-Margwelaschwili-Preises findet am 13. Februar um 19:00 Uhr im Schriftstellerhaus in Tbilissi (Machabeli Str. 13, Sololaki) eine Begegnung mit dem deutsch-georgischen Schriftsteller und Philosophen Giwi Margwelaschwili statt. Die Veranstaltung wird von Alexander Kartosia moderiert. Giwi Margwelaschwili liest auf Deutsch.

Giwi Margwelaschwili schuf in Georgien, weitgehend isoliert von seinem Geburtsland und von den internationalen kulturellen Diskursen, ein einmaliges und eigenwilliges philosophisch-literarisches Werk, das eine unverwechselbar originelle Position im Feld zwischen literarischer Postmoderne und philosophischer Phänomenologie behauptet. Die Verleihung des deutsch-georgischen Kulturpreises an ihn und die folgende Benennung dieser Auszeichnung nach Margwelaschwili ehrt am Beispiel eines exemplarischen Lebens und Werks die unbeirrte Hervorbringungskraft der deutsch-georgischen Kulturbeziehungen durch alle Totalitarismen und Gewaltexzesse des letzten Jahrhunderts hindurch. Nach 1989 ging Giwi Margwelaschwili zurück nach Berlin, seit 2011 lebt er wieder in Tbilissi. Die Stiftung eines deutsch-georgischen Kulturpreises ist eine gemeinsame Initiative des Regionalbüros des Deutschen Volkshochschulverbands (DVV International) und des Goethe-Institut Georgiens für Georgierinnen und Georgier, die sich um die kulturellen Beziehungen zu Deutschland besonders verdient gemacht haben.

Facebook-Veranstaltungsankündigung (Schriftstellerhaus)

Tuesday, February 04, 2014

KUNST: Minas und Narek Avetisyan - Moderne und Avantgarde in Armenien (stiftung-moritzburg.de)

Stiftung Moritzburg, Halle
Vom 21. Februar bis zum 4. Mai. 2014 



Die neue Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg ist ein wichtiger Schritt, die zeitgenössische Kunst Armeniens hierzulande bekannter zu machen. Mit den Werken der Künstler Minas und Narek Avetisyan - Vater und Sohn - entsteht ein dichtes Bild von nahezu fünfzig Jahren Geschichte der Malerei in Armenien.

Minas Avetisyan (1928-1975) zählt zu den herausragenden Künstlern der armenischen Moderne. Während seines kurzen Lebens - er starb im Alter von 47 Jahren - hat er ein beachtliches Œuvre geschaffen. Als einer der ersten Künstler in der Sowjetunion wandte sich Minas Avestisyan vom propagierten "Sozialistischen Realismus" ab. Er gilt als der Begründer der "neuen Kunst" der 1960er-Jahre.

Narek Avetisyan (*1969) ist der jüngste Sohn Minas Avetisyans. Anlässlich der 48. Biennale in Venedig 1999 vertrat er die Republik Armenien mit einer multimedialen Installation. Mit seinen großformatigen, durch leuchtende Farbgebung ausgezeichneten Gemälden, steht Narek Avetisyan integriert im internationalen Kontext.

Von Vater Minas Avetisyan zeigt die Stiftung Moritzburg 20 ausgewählte Arbeiten, von Narek Avetisyan zwölf Gemälde. Am Ende der Ausstellung wird es ein armenisches Fest geben, zu dem die Armenische Gemeinde in Sachsen-Anhalt einlädt.

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Minas und Narek Avetisyan. Moderne und Avantgarde in Armenien 
 
(stiftung-moritzburg.de) Ein Kooperationsprojekt der Stiftung Moritzburg Halle (Saale) und der Stiftung KulturDialog ARMENIEN, gefördert aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt.

Verfügen wir auch über ein allgemeines Wissen über die Geschichte und Kultur Armeniens, so ist unsere Kenntnis über die zeitgenössische Kunst in dem Land sehr mangelhaft.

Die Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg ist der erste Schritt auf dem Weg, dies zu ändern. Mit den Werken der beiden ausgewählten Künstler Minas und Narek Avetisyan – Vater und Sohn – entsteht ein fokussiertes Bild von nahezu fünfzig Jahren Geschichte der Malerei in Armenien.

Minas, dem Vater, gelang in seiner Malerei unter Rückbesinnung auf traditionelle Farbkonzeptionen und auf inhaltlich wie formal in der armenischen Kultur wurzelnde Vorstellungen die Herausbildung einer ganz eigenen Bildsprache, die bis an die Ungegenständlichkeit heranreicht. Damit gelang es ihm, der Vereinnahmung durch einen sozialistischen Realismus sowjetischer Prägung zu begegnen.

Der Sohn Narek setzte dort an und ging konsequent den Weg zum Anschluss an die internationalen Kunstbewegungen. In seinen großformatigen, durch leuchtende Farbgebung ausgezeichneten Gemälden steht er voll integriert im internationalen Kontext.